«Marsch fürs Läbe»

Müssen sich die Abtreibungsgegner in Oerlikon vor dem Teufel fürchten?

16.09.2022, 23:16 Uhr
· Online seit 16.09.2022, 15:06 Uhr
Am Samstag wollen Abtreibungsgegnerinnen und -gegner durch Zürich-Oerlikon marschieren. Dabei wird es Gegendemos aus dem linken Lager geben. Im Vorfeld sorgt bereits ein düsteres Video im Netz für Aufsehen – der Treffpunkt des Marschs soll vom Teufel befallen worden sein.

Quelle: TeleZüri

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«In einer sehr aufwändigen Zeremonie haben wir, zusammen mit satanischen Hohepriestern aus ganz Europa, den Marktplatz in Oerlikon dem Satan geweiht», sagt eine tiefe, unkenntlich gemachte Stimme, während maskierte Gestalten auf ebendiesem Platz zu sehen sind, die Feuerfackeln in den Händen halten. Der Platz sei nun im geistigen Besitze Satans. Und dann, am Schluss des rund zweiminütigen Videos: "Heil Satan."

Der Beitrag war am Montag auf die Video-Plattform Rumble hochgeladen worden, von einem Nutzer namens sath555. Wer sich dahinter verbirgt, ist unklar – an wen das Video adressiert ist, dafür umso mehr: Auf dem Oerliker Marktplatz treffen sich am Samstag nämlich Abtreibungsgegnerinnen und -gegner im Rahmen des «Marsch fürs Läbe». Und die sollens nun mit dem Teufel zu tun bekommen.

Organisatoren sind unbeeindruckt

Der alljährlich stattfindende Marsch wurde von konservativen Kreisen ins Leben gerufen, auch die christliche Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) unterstützt ihn. Das perfekte Feindbild also für Teufelsanbeter? Ob das Video als übler Scherz oder aber als ernstgemeinte Drohung zu verstehen sein soll, werden wohl nur dessen Erschaffer rund um sath555 wissen.

Unabhängig davon wollen sich die Organisatoren des Marschs aber gar nicht gross mit dem Video beschäftigen. «Wir lassen uns von derartigen ‹Drohbotschaften› nicht beeinflussen und werden am Samstag in voller Freude ein Fest für das Leben feiern», sagt Beatrice Gall, Medienverantwortliche vom «Marsch fürs Läbe», gegenüber ZüriToday.

Polizei nimmt Lagebeurteilung vor

Gestört werden wird dieses Fest wohl oder übel – wenn nicht von Satan, dann sicherlich von Gegendemonstrationen aus linken Kreisen: «Wir sind darüber informiert und die Polizei als auch wir vom Marsch treffen entsprechende Vorbereitungen», erklärt Gall. Dies sei keine neue Situation für die Organisatoren. Jedes Jahr gebe es Gegendemonstranten, «die verhindern wollen, dass die Meinungsfreiheit wahrgenommen wird.»

Vom Teufels-Video hat übrigens auch die Stadtpolizei Zürich Kenntnis. «Eine Bewertung davon nehmen wir nicht vor», heisst es auf Anfrage. Alle Informationen rund um den «Marsch fürs Läbe» würden aber in die laufende Lagebeurteilung der Polizei fliessen. Ob sie am Samstag auch Ausschau nach den satanischen Zeremonienmeistern halten wird? Solche würden nämlich unerkannt in die Kundgebung eingeschleust – «mit Satans Insignien», heisst es im Video.

veröffentlicht: 16. September 2022 15:06
aktualisiert: 16. September 2022 23:16
Quelle: ZüriToday

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