Museumsausstellungen sind sonst kaum mit sogenannten «Triggerwarnungen» versehen. Die «Kolonial»-Ausstellung im Landesmuseum warnt jedoch schon auf der Website davor, dass Objekte, Bilder und Begriffe verwendet werden, die rassistisch und diskriminierend sind. Sie werden absichtlich nicht vermieden.
«Uns ist es wichtig, auch diesen Teil der Schweizer Geschichte zu vermitteln», sagte Museumsdirektorin Denise Tonella am Mittwoch bei der Ausstellungspräsentation. Der Kolonialismus habe sich auf das Denken der Schweizer Bevölkerung ausgewirkt. Aus einer vermeintlichen Überlegenheit sei ein rassistisches Weltbild entstanden.
Zu sehen sind etwa Sklavenpeitschen und Handschellen, die auf Plantagen in Ghana verwendet wurden. Schweizer wurden hier vor allem mit dem Kaffee- und Kakaoanbau reich. Auch «weisses Gold», also Baumwolle, machten hiesige Familien und Unternehmen reich. Bekannt sind etwa Volkart aus Winterthur oder die Basler Mission.
Söldner hielten «koloniale Ordnung» aufrecht
Ein aus heutiger Sicht unrühmliches Kapitel waren auch die Schweizer Söldner, die mit Gewalt mithalfen, die «koloniale Ordnung» aufrecht zu erhalten.
Völlig aus der Zeit gefallen wirken Werbeplakate für «Völkerschauen» im Basler Zoo, wo Afrikanerinnen ausgestellt wurden, Wandtafeln für Schulen, die über «Buschmänner» aufklärten oder ein «Nicknegerli», das bis in die 1950er-Jahre in Kirchen um Spenden bat.
Beim Einwurf einer Münze verneigte sich das schwarze Kind und zementierte so das Bild des «armen Afrikaners». Dieses laut Landesmuseum paternalistische Bild hält sich bis heute - immer noch sichtbar etwa auf Spendenaufrufen von Hilfswerken.
Globi bei den «fremden Völkern»
Beleuchtet werden in der Ausstellung auch die Tätigkeiten der Missionare, die auf der ganzen Welt vermeintlich arme Seelen bekehrten, und die Siedlungskolonien in Nord- und Südamerika. Schweizer Auswanderer waren zwar meist arm, profitierten aber davon, «Weisse» zu sein, und vertrieben die indigene Bevölkerung. Die Safari, bei Afrikareisenden heute noch beliebt, hatte ihren Ursprung ebenfalls im Kolonialismus.
Die Ausstellung führt die Besucherinnen und Besucher auch ins Heute und wirft die Frage auf, ob es sinnvoll ist, Statuen von Sklavenhändlern abzureissen und Strassennamen umzubenennen. Und auch der Schweizer Lieblingsvogel Globi hat einmal mehr seinen Auftritt, mit seiner «Reise zu den fremden Völkern», welche die Andersartigkeit der «Fremden» unterstrich.
Die Ausstellung «Kolonial - Globale Verflechtungen der Schweiz» dauert vom 13. September 2024 bis am 19. Januar 2025.
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(sda)