Vom 2. bis 22. September findest du an sechs Standorten in der Stadt Zürich Dolendeckel, die mit einem rosaroten Kreis markiert sind. Ein Plakat informiert mit den Worten: «Mein Name ist Stadt Zürich. Kennst du das, wenn du einen Duft riechst und dann – plopp – taucht in dir eine Erinnerung auf? Was du hier gerade riechst, das kommt aus mir. Das sind meine Erinnerungen als Stadt, die mir aufstossen. Der Duft trägt viele schmerzvolle Erinnerungen von mir in sich. Weisst du, was hier in den Häusern und Strassen und Plätzen und Hinterhöfen alles passiert ist?»
Hinter dem Projekt steckt die Künstlerin Olivia Wiederkehr, die im Auftrag der Stadt Zürich agiert, wie die «Limmattaler Zeitung» schreibt. Der Sinn dahinter: Über Düfte Gefühle hervorrufen und dich an Vergangenes erinnern – teils eine schmerzhafte Erinnerung.
Ignoriert und überblendet
Die meisten kennen die Wirkung von Düften. Sei es das Parfüm vom Mami, der Braten vom Grosi oder das Waschmittel vom Ex. Ein Atemzug und die Erinnerungen an die Personen oder Orte sind ausgelöst. Dabei sind nicht alle Gefühle schön und angenehm, die die hervorgerufenen Bildern im Kopf entfachen.
Wiederkehr meint auf der Internetseite des Kunstprojekts, dass es Mut erfordere, sich diesem Schmerz auszusetzen. Sie vertritt die Ansicht, dass Schmerz in der aktuellen Gesellschaft allgemein unterdrückt wird. Über das Gefühl des Schmerzes wird nicht gesprochen, im Gegenteil er wird ignoriert und überblendet.
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Sechs Standorte für Erinnerungen
Mitgewirkt beim Kunstprojekt hat auch ein Parfum-Hersteller. Er entwickelte Düfte, wie Kaffee oder Eisen, die aus den Dohlendeckeln dampfartig aufsteigen.
Eine Nase voll kannst du am Hauptbahnhof, beim ehemaligen Bahnhof Letten sowie auf dem Linden-, Bullinger-, Ida-, Louis-Favre- und Röschibachplatz erhaschen und in deinen Erinnerungen verweilen.
(joe)