Vandalen auf WCs

Klotener Hauswart: «Es ist wortwörtlich ein Griff ins Klo»

20.06.2022, 15:01 Uhr
· Online seit 31.05.2022, 14:41 Uhr
Nach Vandalen auf dem Herren-WC hat die Primarschule Embrach seinen Schülern das WC-Papier weggenommen. Wer sein Geschäft verrichten will, muss das Papier zuerst bei der Lehrperson holen. Die Methode hat viele überrascht. Und doch: Embrach ist mit seinem Toiletten-Problem nicht allein.
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Mehrere Knaben-Toiletten des Embracher Schulhauses Ebnet waren immer wieder Schmierereien mit WC-Papier zum Opfer gefallen – schliesslich griff die Schulleitung durch, wie ZüriToday berichtete: Kein WC-Papier mehr auf den Toiletten. Eine gute erzieherische Massnahme oder eine Kollektivstrafe, die am Ziel vorbei schiesst? Ein interviewter Psychologe tendiert zu letzterem: Ein einzelner Täter käme ungestraft davon, die Gruppe hingegen nicht.

Dass die Schulleitung in Embrach aber nicht tatenlos zusah, können viele andere Schulen nachvollziehen. In Kriens LU hatte vor zwei Wochen eine Primarschule die Trennwände abmontiert, um Vandalen vorzubeugen. Und auch im Kanton Zürich beschäftigt die Problematik mehrere Schulhäuser, so zum Beispiel das Nägelimoos in Kloten. Dort ist vor allem die Oberstufe betroffen.

Embrach-Methode kam auch schon in Kloten zum Einsatz

Für den Hauswart des Nägelimoos, Rolf Brunner, bedeuten die Vandalen vor allem eines: ständiges Putzen, Flicken und Entfernen von Dreck. «Es ist eigentlich wortwörtlich ein Griff ins Klo.» Keine einzige Woche ohne mindestens einen Vorfall vergehe, sagt Brunner. Die Anlagen würden mittlerweile täglich kontrolliert, und auch vom Putzpersonal erhalte er regelmässig Rückmeldungen über Schäden und Verdreckungen.

Handle es sich um gröbere Vandalen, meldet er sie der Schulleitung. «Ihr sind aber natürlich auch die Hände gebunden. Kameras zum Beispiel dürfen logischerweise nicht installiert werden.» Und so sei es dann schwierig, die Täterschaft ausfindig zu machen. Deshalb begrüsst Brunner die Methode, die in Embrach zum Zug kam: «Diese hatten wir auch schon mal eingeführt.»

Der Leistungsdruck auf die Schüler nimmt zu

Die Kritik verschiedener Personen an dieser Methode kann der Hauswart nicht verstehen: «Es ist doch nicht diskriminierend, wenn jemand bei der Lehrperson nach WC-Papier fragen muss.» In Embrach habe der Vater eines betroffenen Kindes genau dies behauptet, hat Nideröst vernommen. «Diesem Vater möchte ich auf den Weg geben: Putzen Sie ein Schüler-WC, wenn es dann mal so weit ist.»

Für den Hauswart ist klar: Die Vorfälle haben kontinuierlich zugenommen, früher gab es nur wenige Fälle. «Mein Alltag als Hauswart hat sich definitiv verändert.» Brunner weiss, wovon er spricht: Er arbeitet seit 22 Jahren an der Schule. Und so hat er im Laufe der Zeit Folgendes feststellen können: «Der Leistungsdruck auf die Schüler hat zugenommen. Das ist definitiv so.»

«Das WC gehört nicht euch»

Ob dies der Grund für Vandalen wie jene in Embrach oder Kloten ist? Darauf hat Brunner keine abschliessende Antwort: «Das müsste man die Schüler selbst fragen. Möglich ist es schon. Vielleicht ist es insgeheim ein Hilferuf oder eine Art, Stress abzubauen.»

Der Schülerschaft möchte er Folgendes auf den Weg geben: «Vergesst nicht, dass es jemanden gibt, der nachher alles putzen und aufräumen muss. Und: Das WC gehört nicht euch.» Die jungen Menschen hätten heutzutage weniger Achtung vor fremdem Eigentum, so Brunner. Zuhause sollten sie eigentlich entsprechende Werte mit auf den Weg bekommen haben. «Doch offenbar ist das nicht mehr der Fall.»

(mhe)

veröffentlicht: 31. Mai 2022 14:41
aktualisiert: 20. Juni 2022 15:01
Quelle: ZüriToday

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