Kaputter Notknopf

Kantonsrätin wird am HB beklaut und im Stich gelassen

24.03.2023, 16:15 Uhr
· Online seit 24.03.2023, 12:10 Uhr
Am Dienstagabend wurde SP-Kantonsrätin Esther Straub am Zürcher Hauptbahnhof ausgeraubt. Von Polizei und SBB-Sicherheitskräften erhielt sie keine Hilfe. So spielte sich der Diebstahl ab.
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Am Zürcher HB ist es in letzter Zeit vermehrt zu Überfällen und Angriffen gekommen. Ein Mann griff im Februar zwei Frauen an, eine wurde schwer verletzt, und zwei Dragqueens waren Ziel einer Attacke eine Woche zuvor. Nun hat es auch SP-Politikerin und Pfarrerin Esther Straub erwischt – allerdings nicht so schlimm.

Kurz nach 23 Uhr begleitete die Politikerin eine Freundin zu deren Zug am HB, als jemand ihre Handtasche aus dem Velo-Körbchen entwendete. Dies berichtete der «Tages-Anzeiger».

Etwas später erhielt sie auf dem Handy, das sich während des Überfalls in ihrer Manteltasche befand, eine Push-Nachricht. Jemand habe versucht, mit ihrer Karte etwas zu kaufen. Beim HB-Kiosk fragte sie bei der Verkäuferin nach. Diese bestätigte ihr, dass jemand versucht habe, etwas mit einer Karte zu kaufen, dies jedoch nicht schaffte. Die Person beschreiben wollte die Verkäuferin nicht.

Notknopf funktionierte nicht

Straub suchte danach den HB nach der Täterschaft ab. SBB-Zugbegleitende führten sie zum Polizeiposten am HB. Dieser war aber schon seit 22 Uhr geschlossen. Straub drückte den Notknopf mehrmals – nichts geschah. Ein wartender Taxifahrer sagte ihr, dass da nie jemand reagiere.

Straub wählte danach den Notruf der Polizei. Die Frau am anderen Ende der Leitung habe ihr geraten, am nächsten Morgen den Polizeiposten zu besuchen, erzählt Straub. Doch die Politikerin will ihre Tasche unbedingt finden und sucht sogar in Mülleimern danach.

SBB-Männer wimmelten Straub ab

In der Bahnhofshalle beobachtete sie anschliessend, wie zwei SBB-Sicherheitsmänner einen mutmasslichen Obdachlosen auf den Boden drückten. Nach dem Vorfall geht sie auf die zwei Männer zu und bittet um Hilfe. Diese hätten sie jedoch abgewimmelt, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Die Kantonspolizei sei für solche Vorfälle zuständig.

Zu diesem Zeitpunkt ist es schon nach Mitternacht. Drei Männer des Reinigungsdienstes hätten ihr bei der Suche nach der Tasche geholfen, sagt Straub. Die Suche blieb jedoch erfolglos. «Die Tasche bleibt wohl verschwunden, aber immerhin gibt es Helfer in der Not», schreibt Straub in einem Facebook-Beitrag.

Zwei Täter wurden ermittelt

Am nächsten Tag habe die Kantonsrätin den Fall der Polizei gemeldet. Ein Beamter habe sich bei ihr entschuldigt, dass der Notknopf nicht funktioniert habe. Die Polizei ermittelte mittels Überwachungskameras zwei Täter. Einer der beiden habe die Tasche aus dem Körbchen entwendet, als die zwei Frauen abgelenkt gewesen waren. Die Bilder werden laut Polizeisprecher Florian Frei als Beweismittel aufbewahrt, falls die Täter eines Tages gefunden werden.

Was sagt die Polizei zum kaputten Notknopf?

Der Knopf sei normalerweise mit der Einsatzzentrale verbunden. «Dies war am Dienstagabend wegen eines technischen Problems nicht der Fall, was wir sehr bedauern», sagt Frei. Der Defekt werde behoben.

Die beiden Männer, die den mutmasslichen Obdachlosen auf den Boden gedrückt hatten, seien Polizisten gewesen, die den Sicherheitsdienst der SBB unterstützten, erklärt Frei weiter. Dies bestätigten auch die SBB. «Dass sich die bestohlene Frau abgewiesen fühlte, tut uns leid», sagt SBB-Sprecher Reto Schärli. Die Mitarbeitenden hätten jedoch keine Anzeige entgegennehmen können.

(gin)

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veröffentlicht: 24. März 2023 12:10
aktualisiert: 24. März 2023 16:15
Quelle: ZüriToday

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