Zürcher Gemeinden bedauern die Schliessung der SBB-Schalter | ZüriToday
Automatisierung

Zürcher Gemeinden bedauern die Schliessung der SBB-Schalter

Maarit Hapuoja, 31. März 2022, 16:45 Uhr
Die SBB ersetzt im Kanton Zürich fünf bediente Billett-Schalter durch Automaten. Betroffen sind unter anderem Kloten, Hinwil und Männedorf. Die Gemeinden bedauern die Umstellung auf Selbstbedienungsstationen.
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«Jede Schliessung, ob die eines Ladengeschäfts oder eines Schalterbetriebs, ist ein Verlust, der bedauert wird», sagt Andreas Bühler, Gemeinderat und Vorsteher Bau und Planung von Hinwil. Ähnlich klingt es in Männedorf. Der dortige Gemeindeschreiber, Jürg Rothenberger, übt ebenfalls Kritik: «Der Gemeinderat Männedorf bedauert den Entscheid der SBB.»

Schulungsangebote und Verweis auf Nachbargemeinden

Auch die Gemeinde Kloten ist nicht zufrieden mir dem Ersatz durch Automaten. «Natürlich ist es schade, denn persönliche Beratung ist immer etwas Schönes», sagt Stadtpräsident René Huber. «Für Kundinnen und Kunden, die den Umgang mit digitalen Geräten weniger gewohnt sind, mag die Schalterschliessung anfänglich nachteilig sein», so Andreas Bühler.

Die Gemeinden verweisen aber auf Schulungsangebote oder auf den Billetkauf am Schalter in den umliegenden Gemeinden. «Im Gespräch mit der SBB haben wir ein Schulungsangebot erstellt, welches nun an drei verschiedenen Tagen im Juni in Wetzikon stattfindet», erklärt Bühler. Die Schulung solle Interessierten die Bedienung von Billetautomaten sowie die digitale Fahrplanauskunft und den Kauf über SBB Mobile und sbb.ch erläutern.

Der Gemeinderat Männedorf wird in der nächsten Ausgabe der Dorfzeitschrift informieren, dass Unterstützungsangebote für die Automaten in Männedorf angeboten werden. Ausserdem wird auf die umliegenden Gemeinden hingewiesen: «Wir sind überzeugt, dass die Bevölkerung in den Nachbargemeinden am Bahnhof Stäfa und am Bahnhof Meilen ihre SBB-Dienstleistungen optimal beziehen kann», so Rothenberger.

«Es wird Einzelfälle geben, die Hilfe benötigen, doch diese Bereitschaft zu helfen, ist spürbar», heisst es von Huber aus Kloten. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Kloten sind nahe am Flughafen. Deshalb lohne es sich in Zukunft, dort im Reisecenter die fachmännische Beratung wahrzunehmen, sagt Huber.

Für die SBB eine nachvollziehbare Entscheidung

Die Einsicht, dass der Entscheid für die SBB sinnvoll ist, ist jedoch in Hinwil vorhanden: «Aufgrund des veränderten Kundenverhaltens beim Billetkauf und bei der Buchung von Bahnreisen ist der Entscheid nachvollziehbar», sagt der Hinwiler Gemeinderat Andreas Bühler. Auch Huber versteht die beauftragte Umstellung der SBB: «Die Schliessung ist zwar bedauerlich, aber begreiflich.»

Auch die Gewerkschaft des Verkehrspesonals, SEV, anerkennt, dass im Verkauf ein Wandel stattgefunden hat und vor allem digitale Vertriebskanäle genutzt werden. «Wir sind der Ansicht, dass der persönliche Kundenkontakt immer wichtiger wird. Wir wehren uns gegen eine Enthumanisierung der Bahnhöfe und Züge», heisst es in einer Mitteilung.

Die Gemeinden erwarten, dass die Bevölkerung mit der Änderung zurechtkommen wird. «Wir gehen davon aus, dass sich die Hinwiler, welche ihre Käufe bisher am Schalter tätigten, nach geraumer Zeit daran gewöhnen werden», sagt Bühler. «Ich denke, mehrheitlich wird die Änderung von den Bewohnerinnen und Bewohnern in Kloten akzeptiert werden», so Huber.

Die SBB hatte in einer Mitteilung kommuniziert, dass nur noch gut fünf Prozent aller Billette in der Schweiz am Schalter gekauft werden. Die Corona-Pandemie hätte zudem die Nutzung der digitalen Kanäle weiter beschleunigt. Insbesondere an kleinen Standorten nehme die Anzahl Kunden für persönliche Beratung stark ab.

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Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 31. März 2022 12:28
aktualisiert: 31. März 2022 16:45
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