Schafriss in Bonstetten

Zürcher Bauern fordern Abschuss von Problemwölfen

31.03.2022, 17:51 Uhr
· Online seit 31.03.2022, 17:14 Uhr
Nachdem in Bonstetten 25 Schafe gerissen wurden, fordert nun der Zürcher Bauernverband ZBV, Problemwölfe schnellstmöglich schiessen zu dürfen. Auch Tierschutzverbände müssten dem ZBV zufolge einlenken. Diese hingegen mahnen zur Besonnenheit.

Quelle: Am 25.03.2022 fand ein Bauer in Bonstetten ZH 25 tote Schafe, mutmasslich von einem Wolf gerissen.

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Keine halbe Stunde braucht man von der Zürcher Innenstadt mit dem Auto nach Bonstetten, wo mutmasslich ein Wolf letzte Woche für den Tod von 25 Schafen verantwortlich war. Die DNA-Proben sollen nun definitiv Auskunft darüber geben, ob es sich um einen Wolf gehandelt hat. Anfang dieser Woche wurden dann in Immensee SZ drei weitere Schafe gerissen und kurze Zeit später ein Wolf von einem Zug in der Nähe des Risses überfahren.

«Die Situation ist nicht mehr tragbar.»

Ereignisse, welche die Bauern in der Region beunruhigen. In einer Medienmitteilung fordern der Zürcher und Aargauer Bauernverband eine rasche Reaktion und einen zügigen Abschuss, sollte es sich herausstellen, dass Wölfe in der Region umherstreifen und die Viehherden bedrohen. Hobbytiere, Nutztiere und die Bevölkerung seien vor einem weiteren Übergriff zu schützen, so die Bauern.

«Die derzeitige Situation ist in einem solch dicht besiedeltem Gebiet nicht mehr tragbar. Wir müssen proaktiv vorgehen und fordern, dass man Problemtiere so schnell wie möglich schiessen darf», erklärt Martin Haab, Präsident des ZBV auf Nachfrage von ZüriToday. «Die Bauern sind besorgt, die Weidesaison steht vor der Tür. Nun haben sie Angst um ihre Tiere, um frischgeborene Lämmer, Fohlen und Kälber», so Haab. Auch in der Bevölkerung selbst herrsche Bestürzung. «Der Riss in Bonstetten ist nicht irgendwo auf einer abgelegenen Alpe passiert, sondern am Dorfrand. Hier sind Spaziergänger, Jogger, Kinder unterwegs. Das muss zu denken geben.»

«Das Problem hat es vor unsere Haustür geschafft.»

Auch auf das Referendum 2020 zum Thema Wolf, bei welchem die Stimmbevölkerung die Lockerung des Jagdgesetzes ablehnte und dem Wolf damit den Rücken stärkte, geht Haab ein. «Damals wurde die Bergbevölkerung, die schon lange mit dem Problem kämpft, von der Stadtbevölkerung überstimmt. Nun hat es das Problem aber in die Nähe der Staat, in die Agglomeration und vor unsere Haustür geschafft.» Die Situation sei nun deutlich angespannter, die lokalen Bauern viel unerfahrener was den Wolf betreffe.

Zur Besonnenheit mahnt hingegen der Zürcher Tierschutz. «Zuerst müssen wir die DNA-Proben abwarten um sicherzugehen, dass tatsächlich ein Wolf für den Riss verantwortlich war», so ein Wildtierexperte vom Zürcher Tierschutz zu ZüriToday. Erst daraufhin könne man reagieren. Ein Abschuss des Tieres sei aber immer die letzte Option und habe nach den geltenden Gesetzen zu erfolgen. «Und die Gesetze sind hier nicht anders als in den Bergen. Auch der Wolf soll im Mittelland seinen Platz erhalten», heisst es beim Zürcher Tierschutz weiter. «Wenn die Präsenz des Wolfes in unseren Regionen zunimmt, dann müssen auch wir uns damit arrangieren und die Nutztiere schützen. In erster Linie mit geeigneten Zaunsystemen.» Noch sei der Wolf hier aber eine absolute Ausnahmeerscheinung und würde - wenn überhaupt - nur durch das Gebiet ziehen und sich hier zumindest fürs erste nicht niederlassen.

Herdenschutzhund als Alternative?

Maartin Haab vom Zürich Bauernverband hat hierfür kein Verständnis. «Das ist Realitätsverweigerung.» Das aktuelle Geschehnis führe deutlich vor Augen, dass es sich nicht mehr nur um ein Problem der Bergregionen und Randgebiete handle, sondern auch in dicht besiedeltem Gebiet bereits jetzt stattfinde. «Auch der Herdenschutzhund ist keine Option bei uns». So könne dieser vielleicht in abgelegenen Gebieten eine valide Alternative sein. «In besiedelten Regionen ist der Hund als Schutzgarant absolut untauglich. Er macht nämlich beim Schutz der Herde keinen Unterschied zwischen Wolf, Schosshund oder Spaziergänger. Das kann es ganz schnell zu ganz gefährlichen Situationen führen.»

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veröffentlicht: 31. März 2022 17:14
aktualisiert: 31. März 2022 17:51
Quelle: ZüriToday

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