Kanton macht Druck

Windräder auf dem Bachtel? So hoch ist Zürichs Potenzial

· Online seit 07.04.2022, 06:52 Uhr
Im Kanton Zürich soll die Windkraft ausgebaut werden. Das verlangt eine Mehrheit im Kantonsrat. Aber ist dies überhaupt sinnvoll? Und wie hoch ist das Potenzial? Das sind die wichtigsten Punkte.
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Um was gehts?

Es soll im Kanton vorwärts gehen mit erneuerbaren Energien. Deswegen beauftragen die Fraktionen der Klimaallianz (Grüne, SP, GLP, EVP, AL) im Zürcher Kantonsrat den Regierungsrat, sich dem Thema anzunehmen. Konkret heisst es in der Motion aus der Feder der Grünen, dass die bevorzugten Gebiete für Windenergieanlagen in den Richtplan aufgenommen werden sollen.

Einfacher ausgedrückt: Der Regierungsrat soll vorgeben, wo im Kanton neue Windräder gebaut werden sollen. Dies soll die Planbarkeit vereinfachen und damit Investoren ermuntern. Gemäss Klimaallianz sei dies ein Hauptgrund dafür, dass nicht mehr Windräder im Kanton gebaut würden – denn eigentlich könnte man im Kanton Zürich Windkraftanlagen wirtschaftlich betreiben.

Wie viele Windkraftanlagen gibt es?

Noch sind es sehr wenige. Heute gibt es im Kanton lediglich eine Handvoll Kleinwindanlagen, die eine überschaubare Menge an Strom produzieren. Grössere Windkraftanlagen sucht man vergeblich.

Wie gross ist das Potenzial?

Theoretisch sehr gross: Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2014 könnte man 130 bis 480 Windenergieanlagen aufstellen, die ein Potenzial von 450 bis 1750 Gigawattstunden (GWh) hätten. Zum Vergleich: Der Stromverbrauch des Kantons Zürich betrug im Jahr 2010 9000 GWh. Theoretisch könnten also Windkraftanlagen ca. 5 bis 20 Prozent des Zürcher Strombedarfs decken.

Die Autoren der Studie betonen allerdings nachdrücklich, dass dies nur ein theoretischer Wert ist und nicht das tatsächliche Windenergiepotenzial beziffert. Wenn man die gesellschaftlichen Aspekte einrechne, reduziere sich das Potenzial stark. Denn: Die Studienautoren gehen von starkem Widerstand der Bevölkerung wegen Schattenwurf, Lärmbelästigung und Landschaftsbild aus.

Wo sind mögliche Standorte?

In der selben Studie werden die möglichen Standorte für neue Windräder aufgelistet:

  • auf dem Cholfirst
  • auf den Hügeln um Madetswil, Gündisau, Hittnau und Bäretswil
  • auf den Hügelzügen im Zürcher Oberland westlich der Flüsse Töss resp. Jona (Allmen bis Bauma).

Auch für Grünen-Kantonsrat David Galeuchet kommen hauptsächlich Gebiete im Oberland, nordwestlich des Bachtelgebiet, allenfalls im Unterland und im Weinland infrage. Er ist Teil der Kommission für Planung und Bau. Seiner Meinung nach muss der Regierungsrat vorwärtsmachen. Gleichzeitig beruhigt er aufgebrachte Gemüter: Auf dem Uetliberg oder dem Bachtel wird es sicher keine Windräder geben.

Falls die Klimakrise so dringend ist, müsste man da nicht eventuell darüber nachdenken, an gewissen Orten den Naturschutz zugunsten neuer Windräder aufzuweichen? Galeuchet: «Nein, Ziel ist es, Gebiete zu identifizieren, wo beides möglich ist. Und die gibt es.»

Sein Anliegen: «Wir wollen dem Regierungsrat zeigen, dass eine Mehrheit des Kantonsrats hinter den Plänen steht, man will die Windkraft voranbringen. Investoren sollen Planungssicherheit bekommen, nur dann werden sie in die Planung von neuen Projekte investieren.»

(jaw)

veröffentlicht: 7. April 2022 06:52
aktualisiert: 7. April 2022 06:52
Quelle: ZüriToday

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