Atomarer Abfall

Vergiftet künftiges Atomendlager Zürcher Trinkwasser?

24.01.2022, 15:33 Uhr
· Online seit 24.01.2022, 15:16 Uhr
Kontroverse um das geplante Atommüllager: Die links-grüne Ratsseite im Zürcher Kantonsrat äusserte Befürchtungen wegen des Tiefengrundwassers, das zu wenig erforscht sei. Stimmt nicht, entgegnete am Montag der Grüne Baudirektor Martin Neukom.
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Es dürfte denn Kanton Zürich treffen. Von den drei möglichen Standorten für ein Atommüllager liegen zwei im Kanton Zürich: im Unterland und im Weinland, der dritte mögliche Standort ist Jura Ost im Kanton Aargau. Ein Atomendlager auf Zürcher Boden? Nicht unwahrscheinlich. Dies ruft auch die Zürcher Politik auf den Plan.

Dringliche Interpellation fordert Antworten

Parlamentarierinnen und Parlamentarier von links-grüner Seite äusserten nun die Befürchtung, dass das Thema Tiefengrundwasser nicht ausreichend abgeklärt wurde. Sie reichten deshalb eine dringliche Interpellation ein und verlangten nach Antworten.

Man wisse viel zu wenig über die unterirdischen Flusswege und die Nutzbarkeit dieses Wassers. Zudem gebe es eventuell Nutzungskonflikte mit Geothermie. «Wir haben genügend Zeit, die Fragen in aller nötigen Tiefe zu untersuchen», sagte Markus Späth (SP, Feuerthalen). Alles andere werde die Glaubwürdigkeit in den betroffenen Regionen erodieren lassen.

«Unterlassungssünde» der Nagra?

«Wenn der Abfall im Weinland wirklich am sichersten beseitigt werden kann, bietet die Region dazu Hand», betonte Späth. Die Abklärungen zum Tiefengrundwasser nicht zu treffen, sei aber «eine Unterlassungssünde», die der Nagra noch auf die Füsse fallen werde.

Baudirektor Martin Neukom, immerhin selber bei den Grünen, versuchte, die Parlamentarierinnen und Parlamentarier zu beruhigen. Tiefengrundwasser liege mehrere hundert Meter im Boden. «Es ist mineralisch, also salzig, und somit kein Trinkwasser», sagte er. Das Grundwasser, das als Trinkwasser genutzt werde, sei weiter oben.

«Das Tiefengrundwasser hat für die Trinkwasserqualität keine Bedeutung.» Es gebe auch keine Nutzungskonflikte, weil das Tiefengrundwasser nicht genutzt werde. Bei Geothermie sehe es natürlich anders aus. «Geothermie in der Nähe eines Endlagers wäre wohl nicht möglich.» Hier würde das nationale Interesse am Endlager das regionale Interesse nach Wärmegewinnung aber überwiegen.

«Kenntnislücken verharmlost»

Zufrieden waren die Parlamentarier von links-grüner Seite mit dieser Antwort der Baudirektion jedoch nicht. «Neukom verharmlost die Kenntnislücken», sagte Späth.

SVP und FDP wiederum kritisierten die Interpellanten, dass sie Verunsicherung säen würden. Die Schichten mit Tiefengrundwasser seien gut erforscht, sagte Barbara Franzen (FDP, Niederweningen).

Christian Lucek (SVP, Dänikon) wunderte sich, dass «Leute, welche die Möglichkeit haben, sich fundiert zu informieren, hier die Unwissenden markieren».

Im Herbst wird die Nagra bekannt geben, an welchem der drei Standorte sie das Endlager errichten will. Den definitiven Standortentscheid wird der Bundesrat aber erst 2029 treffen. Danach muss das Bundesparlament den Standort noch genehmigen. Es ist absehbar, dass es danach noch eine Volksabstimmung geben wird.

veröffentlicht: 24. Januar 2022 15:16
aktualisiert: 24. Januar 2022 15:33
Quelle: sda

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