Bald sind drei Monate vergangen, seit Raverinnen und Raver ums Zürcher Seebecken tanzten. Die Street Parade 2024 verlief grösstenteils friedlich, doch auch dieses Jahr kam es zu Auseinandersetzungen, Verletzungen und Diebstahl. Geklaute Ware betraf insbesondere Handys. Kurz später stellte die italienische Polizei in Como 121 mutmasslich an der Street Parade gestohlene Mobiltelefone sicher. Auch am Zoll in Rafz wurden in der Nacht nach der Street Parade 50 geklaute Handys gefunden.
Samira* ist eine der vielen Street-Parade-Besuchenden, die die Party ohne Handy verlassen musste. Die 31-Jährige bemerkte im Verlauf des Abends, dass ihr Handy weg war. Am Montag nach der Parade erstattete sie Anzeige und besuchte das Fundbüro der Stadt Zürich. Dort erfuhr sie, dass dieses Jahr nach der Street Parade extrem viele Smartphones vermisst werden. Wenige Tage später kaufte sie sich ein neues Gerät. Ihr gestohlenes Handy blieb verschwunden.
Samira fordert Schadenersatz und Genugtuung
Seither vermisst Samira vor allem die vielen Fotos, die sie auf dem Handy gespeichert hatte. Doch plötzlich kam wieder Hoffnung auf. Im September erhielt die Zürcherin Post von der Kantonspolizei Zürich. «Normalerweise, wenn ich Post von der Polizei bekomme, denke ich ‹oh nein, eine Busse›, aber dieses Mal wusste ich, dass es etwas mit meinem Handy zu tun haben muss», erzählt Samira vom Tag, als sie den Brief der Kantonspolizei Zürich im Briefkasten fand.
Im Schreiben der Polizei waren Dokumente der Staatsanwaltschaft Winterthur/Unterland beigelegt. Samira wurde über ihre Rechte informiert und ist nun Teil des Strafverfahrens gegen die vier am Zoll in Rafz verhafteten Personen. Sie füllte das Formular zur Erhebung von Strafklage sowie Zivilklage aus und forderte Schadenersatz und Genugtuung. Dann hiess es für die 31-Jährige abwarten.
«Die Mobiltelefone werden den Geschädigten nach der Beweissicherung so rasch wie möglich zurückgegeben»
Mitte Oktober nahm Samira Kontakt mit der Staatsanwaltschaft auf. Gegenüber ZüriToday sagte sie zu dem Zeitpunkt: «Sie klären jetzt ab, was ich im Verfahren noch tun kann, wie ich weiter informiert werde und was mit meinem Handy los ist.»
Die Zürcher Staatsanwaltschaft bestätigt auf Anfrage von ZüriToday, dass gegen mehrere Beschuldigte ein Strafverfahren läuft. Diese stünden in Verdacht, an der Street Parade 2024 mehreren Personen Mobiltelefone entwendet zu haben. Samira sei Geschädigte im laufenden Verfahren. In solchen Fällen seien Handys «strafprozessuale Beweismittel», die dazu dienen, der Täterschaft den Diebstahl nachzuweisen. «Die Mobiltelefone werden den Geschädigten nach der Beweissicherung so rasch wie möglich zurückgegeben», schrieb Mediensprecher Erich Wenzinger.
Das Handy inklusive Fotos ist zurück bei Samira
Wenzinger wies in Samiras Fall auf ein interessantes Detail hin: Ihr Mobiltelefon soll sie im Nachgang zur Anzeigeerstattung bereits vor mehreren Wochen zurückerhalten haben. Doch Samira vermisste ihr Smartphone immer noch und trauerte weiterhin den verlorenen Fotos nach: «Auf dem Handy sind all meine Erinnerungen. Das Geld ist mir egal, aber der emotionale Wert ist unersetzlich.»
Samira hat sich in der Zwischenzeit nochmals bei den Behörden gemeldet. Wie sich herausstellt, ist es in ihrem Fall zu einem Missverständnis gekommen. Ihr Handy hätte ihr zurückgegeben werden sollen und wurde so bei der Staatsanwaltschaft vermerkt, obwohl dies noch nicht erledigt war. Das bestätigt auch die Staatsanwaltschaft auf Rückfrage von ZüriToday. Ein internes Missverständnis sei der Grund dafür gewesen. Wenzinger erklärt zusätzlich: «Persönliche Wertgegenstände wie zum Beispiel Handys werden aus Sicherheitsgründen in der Regel nicht per Post verschickt, sondern können persönlich vor Ort mit Empfangsschein abgeholt werden.»
Samira macht die Verzögerung nichts aus. Sie ist «einfach nur happy», dass ihr verschollenes Gerät «noch lebt». Das Telefon holte sie am vergangenen Freitag persönlich bei der Staatsanwaltschaft ab. «Ich bin überglücklich», erzählt Samira sichtlich begeistert. «Ich habe mein Handy wieder und es ist alles noch drauf!»
*Name der Redaktion bekannt.