Radioaktive Abfälle

Standort durchgesickert: Das Atomendlager soll nach Stadel

10.09.2022, 18:40 Uhr
· Online seit 10.09.2022, 13:35 Uhr
Der Standort für die Lagerung von hoch radioaktiven Abfällen steht fest: Das Tiefenlager soll in der Gemeinde Stadel im Zürcher Unterland entstehen. Die Grundstückbesitzer wurden offenbar bereits darüber informiert.

Quelle: TeleZüri

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Fast 50 Jahre hat die Standortsuche gedauert, jetzt hat die Nationale Genossenschaft für die Lagerung von radioaktiven Abfällen, Nagra, sich für den Standort nördlich der Lägern entschieden.

Nagra noch nicht informiert

Geplant war, dass die Nagra den ausgewählten Standort am Montagmorgen bekannt gibt. Gemäss TeleZüri-Recherchen steht der Entscheid nun fest. Das Atomendlager soll im Kanton Zürich entstehen.

Laut dem Verein «Lägern Nord ohne Tiefenlager» wurde Stadel zum Favoriten in der Standortwahl, weil der Widerstand an den anderen beiden Örtlichkeiten, die zur Auswahl standen – Jura Ost (AG) und Zürich Nordost (ZH, TG) – grösser war.

Bund, beide Kammern und ev. Volk werden bestimmen

Bis das Projekt umgesetzt wird, wird es jedoch noch eine Weile dauern. Rund sieben Jahre muss gewartet werden, bis der Bundesrat über die Rahmenbewilligungen für den Tiefenlager-Bau entscheidet. Danach geht das Geschäft in den National- und Ständerat. Und wenn gegen den Entscheid schliesslich das Referendum ergriffen wird, wird auch das Schweizer Volk darüber an der Urne abstimmen dürfen.

Für Zürcher Parteien bleiben Fragen offen

Sollte sich erweisen, dass die Region Nördlich Lägern für die Lagerung von radioaktiven Abfällen wirklich das sicherste Gebiet in der Schweiz sei, sei dieser Standortentscheid zu akzeptieren, halten die SVP und die SP des Kantons Zürich fest. Doch noch seien Fragen offen, kritisiert insbesondere die SP.

Die SVP des Kantons Zürich begrüsst in einer Medienmitteilung von Samstag, dass nun nach 14 Jahren mit dem Standortentscheid endlich ein wichtiger Schritt für eine sichere Lagerung erfolgt sei. Beim Bau des Lagers seien die Eigentumsrechte der Bürger und die Gemeindeautonomie in raumplanerischen Fragen zu wahren, hält die SVP weiter fest. «Im Weiteren sind die unmittelbar betroffenen Standortgemeinden für die ihnen erwachsenden Lasten zu entschädigen.»

Die SVP fordert aber insbesondere, dass die Ergebnisse der Untersuchungen im Bereich Sicherheit transparent, verständlich und vollständig veröffentlicht werden. «Zur Sicherheit gehören nicht nur das eigentliche Lager, sondern auch die Zubringer-Transportrouten.»

«Alternativen weiter prüfen»

Für die Zürcher SP sind derzeit noch zu viele Fragen offen, die unabhängig untersucht und beantwortet werden müssen, wie sie schreibt. Sie verweist in ihrer Mitteilung etwa auf den Schutz des Tiefengrundwassers oder mögliche Erdgasvorkommen, die den Bau eines Tiefenlagers in Frage stellen könnten. Die betroffene Bevölkerung in der Region Nördlich Lägern übernehme für die Schweiz eine sehr grosse Last, hält die SP fest. «Sie hat ein Anrecht darauf, dass auch die letzten Zweifel ausgeräumt und Alternativen weiter geprüft werden, bevor es zum Bau eines Tiefenlagers kommt.»

Dass das Gebiet die am besten geeignetste Region sei, müsse zweifelsfrei und unter Einbezug von internationalen Expertinnen und Experten bewiesen werden.

(sda/hap/baz)

veröffentlicht: 10. September 2022 13:35
aktualisiert: 10. September 2022 18:40
Quelle: ZüriToday

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