Ukraine

«Neun Zehntel der Geflüchteten im Kanton haben bereits Schutzstatus»

30.03.2022, 16:06 Uhr
· Online seit 30.03.2022, 13:55 Uhr
Im Kanton Zürich dürften sich derzeit rund 4000 Kriegsvertriebene aus der Ukraine aufhalten. Deren Betreuung und Unterbringung bringen Herausforderungen. Es werden pragmatische Lösungen gesucht, hiess es am Mittwoch an der Medienkonferenz.
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Die Einschulung von ukrainischen Kindern und Jugendlichen sei in allen 162 Gemeinden ein grosses Thema, sagte Jörg Kündig, Präsident des Verbands der Gemeindepräsidien des Kantons Zürich (GPV).

«Wir haben grundsätzlich die Strukturen und das Know-how, um Kinder in den Schulen gut zu integrieren», hielt Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte) dazu fest. Es sei aber die grosse Zahl an Schutzbedürftigen, welche die Verantwortlichen derzeit forderten.

Acht zusätzliche Schulklassen wurden geschaffen

Da die Einschulungen in den einzelnen Gemeinden erfolgen, kann der Kanton die Gesamtzahl der bislang in den Schulen angemeldeten ukrainischen Kinder nicht beziffern. Diese würden in der Regel in normale Klassen integriert.

Melden sich in einer Gemeinde viele fremdsprachige Schülerinnen und Schüler an, können auch spezielle Aufnahmeklassen geschaffen werden. Steiner wies darauf hin, dass das Volksschulamt bis Dienstag bereits acht zusätzliche derartige Klassen bewilligt hat. Beim Start des Schuljahres im Sommer 2021 gab es kantonsweit 30 derartige Klassen.

Stellensuche sei nicht die Priorität

Bei der Volkswirtschaftsdirektion spürt man den Druck noch nicht so stark: Seit einer Woche können Personen aus der Ukraine über die regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) eine Stelle suchen. Bis Mittwoch haben sich 26 Personen angemeldet.

Die Arbeitsintegration stehe derzeit offenbar noch nicht an erster Stelle der Kriegsvertriebenen, sagte Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP). Für steigende Zahlen sei der Kanton aber gerüstet. Denn eine Arbeitsstelle könne wichtig sein und eine Perspektive eröffnen.

Bei jedem RAV stehen deshalb Ansprechpersonen für ukrainische Stellensuchende zur Verfügung. Um allzu grosse Hürden zu verhindern, werden zudem nicht mehr Deutschkenntnisse vorausgesetzt, es reichen Englischkenntnisse aus, wie Walker Späh weiter erklärte.

Trotz schlechter Planbarkeit funktioniert die Unterbringung

Wie viele Kriegsvertriebene aus der Ukraine sich derzeit in Zürich aufhalten, lässt sich nicht genau beziffern. Laut Sicherheitsdirektor Mario Fehr (parteilos) hat der Kanton rund 2500 Personen vorregistriert, zudem sind ihm vom Bund 500 Personen mit Schutzstatus S zugewiesen worden. Fehr schätzt, dass weitere 1000 Personen direkt bei Bekannten oder Privaten untergekommen sind.

Das primäre Ziel sei es, dass alle im Kanton Zürich eintreffenden Personen ein Dach über dem Kopf erhielten, führte Fehr weiter aus. «Es ist alles weniger planbar als im ordentlichen Asylverfahren, es braucht etwas mehr Flexibilität, aber dies ist uns in den vergangenen vier Wochen gelungen.»

Die längerfristige Unterbringung und Betreuung ist Sache der Gemeinden. Eine Anhebung der Aufnahmequote, die derzeit 0,5 Prozent der Wohnbevölkerung beträgt, brauche es nicht, sagte Jörg Kündig. Die Situation sei volatil, und die Gemeinden seien auch bereit, vorübergehend mehr Personen als gefordert aufzunehmen. Der Goodwill sei gross, die Freiwilligkeit funktioniere.

(sda/hap)

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veröffentlicht: 30. März 2022 13:55
aktualisiert: 30. März 2022 16:06
Quelle: ZüriToday

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