«Unsere Mitglieder berichten mitunter bei solchen Angriffen von kriegsähnlichen Situationen», erzählt Johanna Bundi Ryser, Präsidentin des Berufsverbandes der Schweizer Polizistinnen und Polizisten VSPB. Bundi Ryser spricht damit Situationen wie diejenige am Samstag in Rapperswil an.
Nach dem Spiel der Lakers gegen den ZSC zogen rund 60 Anhänger des ZSC durch Rapperswil und suchten die Konfrontation mit den Rapperswil-Fans. Weil sich die St.Galler Kantonspolizei dazwischen stellte, galten die Angriffe plötzlich den uniformierten Beamtinnen und Beamten. ZSC-Chaoten bewarfen laut Polizeimitteilung die Ordnungskräfte gezielt mit Pyros.
Einen entscheidenden Faktor scheinen dabei auch die zusätzlichen Fans des deutschen Fussballvereins SC Freiburg gespielt zu haben. Sie pflegen eine Fan-Freundschaft zu den ZSC-Fans und wollten diese laut Aussage eines Fans in Rapperswil gemeinsam feiern.
Die Fans des SC Freiburg wurden in Vergangenheit immer wieder von der deutschen Presse mit Pyrotechnik in Verbindung gebracht. Vor gut drei Jahren brannte bei einer Auswärtspartie in Berlin sowohl der Gästesektor, als auch ein Extrazug – vermutlich aufgrund von Pyros, wurde erst vermutet. Wie sich später herausstellte, kam es wegen einer defekten Heizung zum Brand.
Im Rahmen von Fussballspielen und Demos
«Leider ist es eine traurige Tatsache, dass solche Angriffe mit Pyros auf Polizisten immer wieder vorkommen», bestätigt Bundi Ryser im Interview mit ZüriToday. Solche Angriffe passieren laut der Polizeigewerkschaft am Häufigsten im Rahmen von Ausschreitungen bei Fussballspielen, Demos und Kundgebungen. Oft auch aus dem Hinterhalt, so dass die Polizei überrascht wird.
«Die Angreifer nehmen mit diesem Angriffen bewusst schwere Verletzungen oder sogar den Tod der Kolleginnen und Kollegen in Kauf», so Bundi Ryser. Auch Florian Schneider von der Kantonspolizei St.Gallen sagt: «Dass Böller gegen uns geworfen wurden, ist einfach nur gefährlich. Da haben wir am Samstag Beisspielloses erlebt.» Die Hockey-Anhänger selbst wollten sich nicht zu den Vorfällen äussern.
Gruppeneffekt hat grossen Einfluss
Die Fans scheinen offenbar die Ernsthaftigkeit der Lage nicht zu erkennen. Dirk Baier, Leiter des Instituts für Delinquenz & Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, erklärt dies mit dem sogenannten Gruppeneffekt. «Wenn sich eine Menge an jungen Männern besammelt, diese Alkohol trinken und draussen unterwegs sind, dann fallen sehr schnell die Hemmschwellen.»
«Müssen mit aller Härte bestraft werden»
Es ist deshalb auch fraglich, ob sich die ZSC-Anhänger bewusst waren, welche Strafe sie mit diesen leichtfertigen Angriffen in Kauf nahmen. «Sicher sind solche Angriffe keine Kavaliersdelikte und müssen mit aller Härte bestraft werden», sagt Bundi Ryser. Bei Verstössen gegen das Sprengstoffgesetz drohen Geld- und Freiheitsstrafen.
Die Verfolgung von Pyro-Chaoten gestaltet sich laut Polizeigewerkschaft aber als schwierig, da die meisten beteiligten Personen vermummt sind und ein Verkaufs-, Trag- oder Abfeuerungsverbot schwierig durchzusetzen wäre. Die Kantonspolizei St.Gallen prüft im Fall von Rapperswil jetzt mögliche Massnahmen, wie sie mitteilt.
(red/jos)