Mit 600-PS-BWM in Auto gecrasht – jetzt steht der Fahrer vor Gericht
Quelle: TeleZüri Beitrag vom 6.10.2019
Nun ist klar, was genau die Staatsanwaltschaft dem heute 22-jährigen Kosovaren vorwirft, der am 5. Oktober 2019 um zirka 18.30 Uhr mit einem 600 PS starken BMW gegen einen Ford knallte, wie die «Limmattaler Zeitung» berichtet. Die Ford-Fahrerin und ihre Tochter wurden schwer verletzt. Die Frau soll über zehn Brüche erlitten haben, von Kopf bis Fuss. Hinzu kamen viele weitere Verletzungen bei ihr und ihrer damals vierjährigen Tochter. Am Mittwoch findet die Verhandlung am Bezirksgericht Dietikon statt.
Beim Kosovaren soll es sich um einen Automobilfachmann handeln. Er soll den BMW auf Sport-Fahrweise eingestellt, von Vierrad- auf Heckantrieb umgestellt und die Stabilitätskontrolle abgestellt haben. Sein Beifahrer soll ihn aufgefordert haben, das rückgängig zu machen. Der Fahrer «ging auf die Warnung nicht ein und grinste», steht in der Anklageschrift – sie zeigt eine Version des Geschehens. Wie der Angeklagte den Fall sieht, wird sich vor Gericht zeigen.
Mindestens 74 statt der erlaubten 60 Kilometer pro Stunde
Bei der Schönenwerdkreuzung, in Richtung Autobahnanschluss Urdorf, soll er bei der zweitletzten Ampel vor der Garage Egger aus dem Stand heraus stark beschleunigt haben. Danach soll er kurz gebremst haben, um den Abstand zum Auto vor ihm zu vergrössern. «Trotz nasser Fahrbahn» habe er dann Vollgas gegeben und die Hinterräder durchdrehen lassen. Laut Anklage soll er das Gaspedal bis zu 86 Prozent durchgedrückt und die Drehzahl auf bis zu 5888 Touren gebracht haben und mindestens 74 Kilometer pro Stunde gefahren sein – erlaubt sind 60 Kilometer pro Stunde.
Wegen «der massiven Beschleunigung und der geänderten Fahrzeugeinstellungen brach das Heck des BMW nach rechts aus und das Fahrzeug schoss driftend links über die ausgezogene Sicherheitslinie und danach über die drei entgegenkommenden Fahrspuren», ehe es auf Höhe der Werdstrasse «heftig» mit dem Ford kollidierte, heisst es in der Anklage.
Der Unfallfahrer ist vorbestraft
Wie im November 2021 bekannt wurde, fordert die Staatsanwaltschaft vier Jahre Knast und sieben Jahre Landesverweis. Plus 2000 Franken Busse. Und der Kosovare soll die Verfahrenskosten tragen – bisher 27000 Franken. Zudem soll eine bedingte Vorstrafe in eine unbedingte Strafe umgewandelt werden. Die Staatsanwaltschaft Baden hatte ihn im Februar 2019 zu einer auf zwei Jahre bedingten Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu 30 Franken verurteilt.
Nun soll er verurteilt werden wegen mehrfacher schwerer Körperverletzung (allenfalls fahrlässig begangen), qualifiziert grober Verletzung der Verkehrsregeln, mehrfacher Unterlassung der Nothilfe und pflichtwidrigen Verhaltens bei Unfall.
Rauchpause statt Hilfe bei der Rettung
Der Mann soll dem Notruf 144 nur einen Unfall gemeldet haben, ohne den Ort zu nennen. Er soll sich eine Zigarette angezündet und den Opfern und Ersthelfern nicht geholfen haben.
Laut Anklage hatte er das Auto eine Viertelstunde zuvor beim Dietiker Bahnhof von einem Kollegen ausgeliehen, der es für 24 Stunden gemietet hatte. Der Mieter – es handelt sich nicht um den Beifahrer – soll ihm gesagt haben, er solle aufpassen, aus Sicherheitsgründen keine Einstellungen verändern und keinesfalls auf Heckantrieb umstellen.
(hap)