Jugendsportcamps boomen, doch Leiterpersonen sind nicht einfach zu finden | ZüriToday
Sommerferien

Jugendsportcamps boomen, doch Leiterpersonen sind nicht einfach zu finden

Maarit Hapuoja, 20. Juli 2023, 17:22 Uhr
Viele Kinder und Jugendliche nehmen während der Sommerferien an Jugendsportcamps teil. Ob Klettern, Freestyle, Ballsport oder Tanzen: Das Angebot ist gross. Während sich die Wartelisten füllen, beschäftigt sich das kantonale Sportamt damit, genügend Leiterpersonen zu finden.
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Die Sommerferien haben begonnen, Tausende Kids im Kanton Zürich müssen sich fünf Wochen lang nicht mit Ufzgi und Schule beschäftigen. Doch viele Eltern arbeiten während der Schulferien, also muss ein Ferienprogramm für die Schülerinnen und Schüler her. Eine beliebte Option sind die Jugendsportcamps. Das bekannteste Beispiel dafür ist wohl das polysportive Lager in Tenero.

Das Sportamt des Kantons Zürich bietet einen Teil der Feriencamps selbst an und betreut andererseits auch die Plattform jugendsportcamps.ch. Dort kann jeder Organisator – Private, Vereine etc. – sein Camp anmelden.

Nur noch wenige freie Plätze in den Camps

Für diesen Sommer sind die meisten Plätze der Jugendsportcamps vom kantonalen Sportamt schon ausgebucht. Gewisse sogar schon lange. «Die Nachfrage ist je nach Sportart unterschiedlich, in einzelnen Camps gibt es noch freie Plätze», erklärt Angela Batschelet, Leiterin der Abteilung Jugend- und Erwachsenensport beim Sportamt Kanton Zürich, gegenüber ZüriToday. Die polysportiven Camps in Tenero seien für viele Jugendliche ein Highlight. «Diese sind schon seit immer unglaublich beliebt.»

Was in den letzten Jahren zugenommen hat, ist das Interesse an Sportklettern und Bergsportcamps. «Hier nehmen wir viele Anmeldungen entgegen, einige davon schon früh.» Das sei teilweise durch den allgemeinen «Corona-Schub» zu erklären. Denn während der Pandemie stieg das Interesse für Outdoor-Sportarten.

Dazu sei die Anmeldezahl bei den jüngeren Teilnehmenden gestiegen, sagt Batschelet. «Seit zehn Jahren steigt die Nachfrage bei den 8- bis 10-Jährigen.» Im Total seien die Anmeldungen in den letzten Jahren auf einem ähnlichen Niveau.

Die Zielgruppe erreichen, ist eine Herausforderung

Das Tanzlager ist ein typisches Beispiel für ein Camp, in dem es noch freie Plätze gibt. «Wahrscheinlich erreichen wir die Mädchen, die sich fürs Tanzen interessieren, nicht so gut wie beispielsweise polysportiv orientierte Kinder.» Die grosse Frage sei folglich, wie gut man an die Zielgruppe herankomme. «Von Mädchen, die bisher wenig Sport getrieben haben, weiss man aus Studien, dass sich viele von ihnen fürs Tanzen interessieren. Das sind aber selten diejenigen, die regelmässig auf der Website jugendsportcamps.ch surfen oder die Camp-Broschüre aufschlagen.»

Was kann man dagegen tun? «Wir arbeiten mit der Jugendarbeit zusammen und wollen so mehr Jugendliche erreichen, die nicht explizit ein Sportcamp suchen», sagt Batschelet.

«Wir haben Mühe, genügend Leiterpersonen zu finden»

Die Jugendsportlager, die das Sportamt anbietet, werden komplett von diesem organisiert. Von Unterkunft, Reise, Turnhallen bis zu den Leiterteams. Für Letztere braucht es ehrenamtlich engagierte Leitende, welche die Lager durchführen. Solche Leiterpersonen zu finden, ist für das Sportamt in den letzten Jahren schwieriger geworden. Ähnlich wie bei Vereinen, die auch zunehmend Mühe haben, Trainerinnen und Funktionäre zu finden. Oder ähnlich wie beim Jugend-Einzelturntag, welches kürzlich abgesagt werden musste, weil ein Organisationskomitee fehlte.

Angela Batschelet sieht die Gründe dafür auch bei den gestiegenen Anforderungen an die Lagerleitenden. «Die Eltern haben heutzutage sehr hohe Erwartungen. Wenn etwas nicht läuft, dann greifen sie sofort zum Telefon. Zudem prüfen wir sehr genau, dass die Leitenden die richtigen Ausbildungen haben. So zum Beispiel die SLRG-Brevets, wenn sie mit Kindern ins Wasser gehen.» Das sei früher anders gewesen.

Nachfrage nach J+S-Ausbildungen bleibt hoch

Die Leitenden überlegen es sich also häufiger zweimal, ob sie sich wirklich engagieren. Das Sportamt gibt sich deshalb sehr Mühe, die Teams bestmöglich zu unterstützen. «Wir halten den Leitenden den Rücken frei, um das Sportprogramm und die Betreuung zu gewährleisten.» Das bedinge eine gut strukturierte Organisation.

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Zu wenige Leitende gibt es aktuell aber nicht. Das Lagerpersonal kann gedeckt werden, ein Camp musste noch nie abgesagt werden. Interessant ist, dass gleichzeitig die Nachfrage nach J+S-Aus- und Weiterbildungen hoch ist, in der Tendenz steigend. «Ausgebildete Leiterpersonen gibt es nach wie vor sehr viele. Die einzelnen Leiterpersonen sind jedoch weniger lang engagiert oder leisten weniger Einsätze pro Jahr», erklärt Batschelet.

Früh anmelden lohnt sich!

Während die Situation bei den Leiterpersonen etwas wackelig ist, ist das Interesse bei Camp-Organisatoren und Teilnehmenden gestiegen. «In letzter Zeit gibt es viele neue Organisatoren von Sportlagern und die Nachfrage bei den Jugendlichen und Eltern ist gestiegen», sagt Batschelet. Sportlager sind und bleiben also beliebt.

Für Camp-Interessentinnen bedeutet das: Früh anmelden, um sich einen Platz zu sichern. Im Winter sind die Schneesportcamps jeweils schnell ausgebucht, auch dieses Jahr gab es für die Wintersportcamps lange Wartelisten.

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Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 23. Juli 2023 07:28
aktualisiert: 23. Juli 2023 07:28
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