Immobilienstudie

In jedem siebten Einfamilienhaus wohnt nur eine Person

05.04.2022, 14:44 Uhr
· Online seit 05.04.2022, 13:50 Uhr
Trotz hoher Preise sind im Kanton Zürich nur wenige ältere Besitzer von Einfamilienhäusern dazu bereit, ihre Immobilie zu verkaufen. Deshalb sind Einfamilienhäuser oft aus einem Einpersonenhaushalt besetzt, wie eine Studie der ZKB zeigt.
Anzeige

«Auch wenn der Nachwuchs schon längst nicht mehr im eigenen Haus wohnt, sind viele Einfamilienhausbesitzer nicht bereit, ihr Haus abzugeben», sagte ZKB-Immobilien-Experte Jörn Schellenberg bei der Studienpräsentation am Dienstag.

Daher werde immer öfter am eigenen Haus festgehalten, obwohl es nicht mehr der aktuellen Lebenssituation entspreche. Die Gründe für das Festhalten am Eigenheim sind laut Schellenberg neben emotionalen Aspekten auch finanzielle Stolpersteine oder das Fehlen einer Wohnalternative.

Dies führe dazu, dass über 70 Prozent aller Einfamilienhäuser im Kanton Zürich unterbelegt seien. Von einer Unterbelegung spricht die ZKB, wenn die Zimmeranzahl im Haus grösser ist als die Anzahl darin lebender Personen plus eins.

Mehr Abrisse als Neubauten

Grundsätzlich rückt der Traum vom Hauskauf für viele damit noch weiter in die Ferne. Das liegt laut Schellenberg aber auch daran, dass das Angebot an Einfamilienhäusern immer mehr abnehmen dürfte: «Das Einfamilienhaus ist sozusagen ein Auslaufmodell.»

Denn sobald ein Einfamilienhaus auf den Markt komme, drohe immer häufiger der Abriss: «Wenn sich der Trend fortsetzt, dann dürften bereits in diesem Jahr erstmals mehr Einfamilienhäuser abgerissen als neue gebaut werden», sagte Schellenberg.

Konkret werden laut der Bank im Kanton Zürich jährlich bis zu 400 Einfamilienhäuser abgerissen. «Gleichzeitig werden aber immer weniger gebaut, weil Mehrfamilienhäuser gerade für grosse Investoren attraktiver sind», ergänzt die ZKB-Immobilien-Expertin Ursina Kubli.

Bestand sinkt weiter

Besonders in der Stadt Zürich und am Zürichseeufer weichen die Häuser meist Wohnungen. In der Stadt Zürich sind seit 2016 mehr als fünf Prozent des ursprünglichen Bestandes an freistehenden Einfamilienhäusern verschwunden, in Herrliberg, Meilen und Thalwil beträgt dieser Wert gar mehr als sechs Prozent.

Dazu kommt: Seit 2016 sind laut den Zahlen bei knapp 70 Prozent aller Abbrüche von Einfamilienhäusern danach auf dem Grundstück Mehrfamilienhäuser gebaut worden. «Und der bevorstehende Generationswechsel wird die Abbrüche weiter beschleunigen», prognostiziert Schellenberg.

Noch höhere Preise

Bei den steigenden Preisen ist indes kein Ende in Sicht. Die Preisdynamik dürfte sich in diesem Jahr zwar leicht abschwächen, dies allerdings von einem sehr hohen Niveau aus. Die Immobilienexperten der ZKB rechnen dieses Jahr im Kanton Zürich mit einem Anstieg der Preise um fünf Prozent, dies nach satten 9,3 Prozent im vergangenen Jahr.

(sda / joe)

veröffentlicht: 5. April 2022 13:50
aktualisiert: 5. April 2022 14:44
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch