«Der Aufschlag ist krass»

In Glattfelden kostet der Strom ab 2023 doppelt so viel

· Online seit 06.09.2022, 16:54 Uhr
98 Prozent teurer wird der Strom in Glattfelden werden. Ein Anwohner berichtet, wie er auf diesen Anstieg reagiert. Der lokale Stromversorger hingegen betont, dass er dadurch keinen Gewinn macht und rechtfertigt den massiven Aufschlag.
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«Vor drei oder vier Tagen habe ich in der Dorfzeitung über die neuen Preise gelesen, als das LKW (Licht- und Kraftwerk Glattfelden) diese bekanntgegeben hat. Ich war schockiert», erzählt der Glattfelder Manuel gegenüber ZüriToday. Auf die Haushalte in Glattfelden kommt wahrhaftig ein massiver Preisaufschlag zu. Ab dem neuen Jahr kostet eine Kilowattstunde 39,61 Rappen – bisher lag der Preis bei 20 Rappen. Man rechne: Der Strompreis wird sich fast verdoppeln.

«Es macht mich hässig»

«Wieso plötzlich so extrem?» Bei Manuel kommt Wut auf. «Wenn ich den Preisaufschlag in Glattfelden mit anderen Gemeinden im Kanton Zürich vergleiche, dann macht mich das schon sehr hässig», so der 31-Jährige, der seit fünf Jahren in der Gemeinde im Zürcher Unterland wohnt. Es müsse irgendetwas schiefgelaufen sein, meint er. «Der Aufschlag ist wirklich krass.»

Die Unterschiede beim Stromanstieg sind beträchtlich. In der Stadt Zürich liegt der Aufpreis bei vier Prozent, im Limmattal bei 26 und in Winterthur – was schon als hoch gewertet wird – bei 40 Prozent. Und in Glattfelden? Satte 98 Prozent.

Stromversorger in Glattfelden ist die Genossenschaft Licht- und Kraftwerk Glattfelden (LKW). Schon im laufenden Jahr zahlen die ortsansässigen Haushalte mehr für ihren Strom als Bewohnerinnen und Bewohner der umliegenden Gemeinden. Aber warum folgt nun eine so starke Preiserhöhung?

Zeit des Einkaufs bestimmt den Preis

Die Gemeinde Glattfelden antwortet nicht direkt auf die Anfrage. Sie verweist hingegen auf einen Bericht im «Glattfelder», die Lokalzeitung. Dort wird Matthias Gut, Betriebsleiter des LKW, wie folgt zitiert: «Der Markt ist, speziell im August, dermassen aus dem Ruder gelaufen. Die Preise sind senkrecht in die Höhe geschossen und das LKW musste die letzte Tranche, rund 15 Prozent des Jahresbedarfs 2023, in dieser Zeit beschaffen.» Dieser letzte Einkauf habe schliesslich zu einem Preis von 39,61 Rappen geführt.

Denn das LKW besitzt keine eigenen Elektrizitätswerke, sondern kauft Strom strukturiert ein. Der Einkauf erfolgt bei den Industriellen Betrieben Kloten (IBK). Das LKW beschafft die Strommengen über das Jahr verteilt in neun Tranchen – ungeachtet der Preise. Verdienen tut die Genossenschaft dabei nichts. Es dürfen nur die Aufwendungen gedeckt werden.

Dann müsste doch eigentlich der Preis in Kloten auch stark ansteigen? Das stimmt. Auch Klotener Haushalte werden mit einem Aufpreis von 90 Prozent eine beachtliche Teuerung erleben. Ein Zürireporter hat sich diesbezüglich bei der Redaktion gemeldet: «In Kloten sprechen wird nicht mehr von einer Steigerung in Prozent. Die Preiserhöhung erfolgt quasi mit Faktor 2.»

«Sparen oder zahlen» ist die Devise

«Am Preis können wir nichts machen, letztlich hilft nur Strom sparen», sagt Gut vom LKW. Heisst für die Glattfelder Anwohnerschaft: Entweder viel mehr bezahlen oder viel Strom sparen. «Natürlich belastet mich dieser Preisschock. Ich habe soeben ein E-Bike gekauft, da werde ich es sehr spüren, wenn ich das Bike alle zwei Tage aufladen muss», sagt Manuel.

Für den 31-Jährigen ist der Preisanstieg zwar tragbar, aber dennoch heftig. «Am liebsten hätte ich, dass die Gemeinde interveniert. Dass etwas dagegen gemacht wird.» Doch der Glattfelder geht davon aus, dass dies wahrscheinlich nicht möglich sein wird.

(hap)

veröffentlicht: 6. September 2022 16:54
aktualisiert: 6. September 2022 16:54
Quelle: ZüriToday

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