Wer derzeit in Wäldern, Gärten oder Parks auf eine Hummel trifft, darf sich glücklich schätzen. Vor ihm schwirrt nämlich fast sicher eine Königin. Mit dem Erwachen des Frühlings beginnt in der Regel auch der Aufbau eines neuen Hummelvolkes. Anders als bei Bienen oder Wespen, deren Kolonien das ganze Jahr über aktiv sind, leben Hummeln in Jahreszyklen. Im Herbst stirbt das ganze Hummelvolk – ausser die bereits begattete Jungkönigin.
Hummeln überwintern auch in Mäusenestern
Die Königin in spe frisst sich dafür kurz vor der kalten Jahreszeit mit Pollen und Nektar einen Wintervorrat an und geht dann in eine Art Winterschlaf. Es gibt zum Beispiel Hummelarten, die sich im Boden eingraben. Andere bevorzugen Böschungen, Erdwälle, Komposthaufen oder Höhlen. Selbst verlassene Mäusenester sind beliebte Unterkünfte für die kalte Jahreszeit. Kurios: Beliebt sind eher schattige Stellen. Der Grund: Die Wintersonne könnte die Erde zu stark aufheizen und den Hummeln so vorgaukeln, dass der Frühling schon nah ist. Sie würden zu früh erwachen.
Ist der Frühling dann tatsächlich da, verlassen die Königinnen ihr Winternest, machen sich auf die Suche nach einem geeigneten Nistplatz und beginnen damit, ein neues Hummelvolk zu gründen. Gerade in dieser Zeit brauchen die Hummeln ausreichend nektarspendende Blüten, denn die allerletzten Wintervorräte sind schnell aufgebraucht.
Entkräftete Königinnen aufpeppeln
Findet man derzeit also eine herumschwirrende Hummelkönigin bei sich im Garten, sollte man bedenken, dass sie ziemlich ausgelaugt und entkräftet sein könnte. Gerade weil immer mehr gesunde Wiesen und Blumenflächen verloren gehen. Den Tierchen kann man gerne auch eine unterstützende Hand reichen. Zum Beispiel die richtigen Pflanzen setzen. Besonders gute Nahrungspflanzen für Hummeln sind etwa Lavendel, Thymian, Sonnenblumen oder Klee.
Oder aber man tischt der Königin ein Mahl vor. Hierfür enfach einen halben Teelöffel Zucker in etwas lauwarmes Wasser geben, umrühren und ihrer Majestät per Löffel anbieten. Mit dem Saugrüssel kann die Hummel dann Zuckerwasser – und damit wichtige Energie – tanken. Das hilft der Königin hoffentlich ein passendes Quartier zu finden, ihre erste Wabe zu bauen, Eier zu legen und dann die nach und nach schlüpfenden Larven mit Pollen zu versorgen.
Und weil wir Hummeln so schon spannend finden, kommen hier zehn weitere interessante Fakten zu den Insekten:
- Hummeln sind hervorragende Bestäuber. Sie haben eine enorme Flugstäbilität und ihre Flügel können im Gegensatz zu Bienen auch bei kühlen Temperaturen schlagen.
- Hummeln sind die einzigen bestäubenden Insekten, die in der Lage sind, Tomatenpflanzen zu bestäuben, da ihre Vibrationen erst die Pollen der Pflanze freisetzen.
- Hummeln haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis und erinnern sich zum Beispiel, wo genau einzelne Blumen stehen.
- Es gibt über 250 Hummelarten weltweit. Die grösste davon ist die Moscardó, auch bombus dahlbomii – sie ist in Südamerika endemisch und kann fast vier Zentimeter gross werden.
- Hummeln sind in der Lage, ihre Körpertemperatur durch ihre Flugmuskulatur zu regulieren.
- Hummeln haben ein einzigartiges Kommunikationssystem, das aus verschiedenen Tönen besteht, die sie mit ihren Flügeln erzeugen können.
- Hummeln können mehr als ihr eigenes Körpergewicht tragen, was ihnen beim Tragen von Nektar und Pollen enorm hilft.
- Die Königin der Hummelart Bombus terrestris hat die Fähigkeit, das Geschlecht ihrer Nachkommen zu kontrollieren. Sie legt befruchtete Eier, um weibliche Arbeiterinnen zu produzieren, und unbefruchtete Eier, um männliche Drohnen zu produzieren.
- Und ja: Hummeln können stechen. Die Tiere haben sogar einen relativ grossen Stachel. Allerdings nur die weiblichen. Nach einem Hummelstich bleibt der Stachel jedoch nicht in der menschlichen Haut stecken, wie das bei Bienen der Fall ist.
- Und nein: Hummeln sterben nicht, wenn sie stechen, da sie den Stachel beim Stich eben nicht verlieren. Eine Hummel kann also mehrfach zustechen. Ein Stich einer Hummel ist aber überaus selten.