Online-Hetzjagd

Instagram-Account prangert mutmassliche Täterin von Schwamendingen an

23.03.2023, 19:50 Uhr
· Online seit 23.03.2023, 12:58 Uhr
Eine Schülerin schlug ein Mädchen in Schwamendingen spitalreif. Das Instagram-Profil «Szene isch Züri» hat einen Fahndungs-Aufruf gestartet. Userinnen und User kritisieren das. Die Zürcher Stadtpolizei rät von der Aktion «dringend» ab.

Quelle: TeleZüri

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Die Prügelattacke auf ein 12-jähriges Mädchen in Schwamendingen verbreitet sich auf Social Media wie ein Lauffeuer. Neu kursiert in den Netzwerken auch ein Zeugenaufruf im Zusammenhang mit der mutmasslichen Täterin.

Der Account «Szene isch Züri» bittet in einem Post «dringend um Hilfe». Eines der Mädchen sei auf der Flucht und werde dringend von der Polizei gesucht, behauptet der Post. «Wenn ihr sie in Oerlikon/Schwamendingen seht, meldet es bitte sofort bei der Polizei unter der Nummer 117.»

Der Account ruft auf, den Beitrag zu teilen, um «möglichst viele Menschen zu erreichen und zu helfen, das flüchtige Mädchen zu finden!». Jeder geteilte Beitrag könne entscheidend sein, um der Polizei bei der Fahndung zu helfen, behaupten die Absender weiter.

Mädchen schleiche sich herum

Dazu hat der Account ein zensiertes Foto der mutmasslichen Täterin und einen angeblichen Aufruf der Eltern des Opfers veröffentlicht. Die angeblichen Eltern bitten, sofort die Nummer 117 zu wählen, falls jemand das Mädchen sichten sollte. «Bitte ohne aufzufallen, damit sie endlich gefasst werden kann.»

Weiter heisst es darin: «Das Mädchen schleicht sich in Oerlikon/Schwamendingen rum. Wir haben sie gestern Abend bei unserem Coop vorne gesichtet, doch leider wurden wir von der ganzen Gruppe erkannt und sie konnte erneut flüchten.»

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Die Aktion hat zumindest einen User auf den Geschmack gebracht. Dieser veröffentlichte auf seinem Profil ein unzensiertes Foto der mutmasslichen Täterin und wies aktiv darauf hin.

Aufruf führe zu Selbstjustiz

Einige Userinnen und User sehen im inoffiziellen Fahndungsaufruf Hetze. Einige Userinnen und User werfen vor, Selbstjustiz zu begünstigen. Andere fragen, ob es sich um ein offizielles Fahndungsfoto handle oder kritisieren, dass dieses zu wenig zensiert worden sei. Jemand findet: «Kollege, es geht hier um ein 15-jähriges Mädchen und nicht um Pablo Escobar.» Wenn die Polizei es wolle, finde sie das Mädchen schon nach zehn Minuten.

Polizei rät von Aufrufen dringend ab

Marc Surber, Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich, hält auf Anfrage von ZüriToday fest, dass der Aufruf nicht von der Polizei sei. «Die Stadtpolizei macht keine Angaben dazu, ob es sich bei der Person auf dem Foto um die Täterin handelt oder nicht.» Die Ermittlungen liefen noch. «In diesem Zusammenhang wurde eine Person festgenommen.»

«Wir raten dringend davon ab, eigene Zeugen- oder Suchaufrufe zu machen», sagt Surber. Dies, um Spekulationen, Vorverurteilungen oder das Verbreiten von Falschinformationen zu vermeiden. «Zudem kann das Ganze so eine unkontrollierte Dynamik annehmen oder falsche Reaktionen auslösen.» Als Beispiel erwähnt er Selbstjustiz.

veröffentlicht: 23. März 2023 12:58
aktualisiert: 23. März 2023 19:50
Quelle: ZüriToday

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