Viele Bagatellen

Hohe Auslastung in Zürcher Notfallstationen – dabei wäre das Aerztefon eine echte Alternative

12.07.2022, 16:33 Uhr
· Online seit 12.07.2022, 16:29 Uhr
Die Zürcher Spitäler verzeichnen derzeit einen für diese Jahreszeit ungewöhnlich hohen Zulauf auf den Notfallstationen. Darunter sind allerdings vermehrt auch Personen, die von Hausarztpraxen betreut werden könnten.

Quelle: Kanton Zürich lanciert Telefonnummer für kleinere Notfälle / TeleZüri-Beitrag von 2017

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In den Zürcher Spitälern ist eine für diese Jahreszeit ungewöhnlich starke Auslastung in den Notfallstationen festzustellen, teilt der Kanton Zürich mit. Die Notfallstationen würden vermehrt durch Bagatellfälle respektive nicht unmittelbar lebensbedrohliche Notfälle belastet, heisst es. Diese könnten eigentlich in Hausarztpraxen behandelt werden.

«Aerztefon kontaktieren, wenn nicht lebensbedrohlich verletzt» 

Christian Schär, Präsident des Verbands der Zürcher Spitäler (VZK) erklärt: «In der Notfallmedizin wird jeder Fall nach Dringlichkeit gewichtet, weshalb in den Notfallstationen der Zürcher Spitäler aufgrund der aktuell hohen Auslastung leider mit längeren Wartezeiten zu rechnen ist. Diese Wartezeit können Patientinnen und Patienten verhindern, wenn sie sich an die Hausarztpraxen und das Aerztefon wenden, sofern kein lebensbedrohlicher Notfall vorliegt.»

Spitäler haben aktuell Personalängpässe

Die momentan grosse Beanspruchung sei den eingeschränkten personellen Kapazitäten geschuldet sowie einem leichten Anstieg von Covid-Patienten, schreibt der Kanton Zürich weiter. 

Zudem seien Hausärztinnen in den Sommermonaten traditionell weniger präsent.

«Immer erst Hausarzt konsultieren»

Josef Widler ist Hausarzt und Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons Zürich (AGZ). Er sagt, dass man immer zuerst die Hausarztpraxis kontaktieren solle.

«Ist diese nicht verfügbar, empfehlen wir das Aerztefon zu kontaktieren. Dort erfolgt eine medizinische Beurteilung durch geschultes Personal und Ärzte sowie eine Vermittlung der passenden medizinischen Versorgung», so Widler.

Entlastung der Spitalnotfallaufnahme durch Gebühr?

Die Einführung einer Gebühr für Bagatellfälle auf der Spitalnotfallaufnahme dürfte eine Entlastung der Notfallstationen bringen. Im Kanton Zürich ist eine kantonsrätliche Motion hängig, welche die Einführung einer solchen Gebühr fordert.

Eine Notfallgebühr auf kantonaler Ebene verstösst jedoch gegen Bundesrecht. Damit die kantonsrätliche Motion gesetzeskonform umgesetzt werden kann, müsste daher zuerst eine nationale Grundlage geschaffen werden.

Auf Bundesebene fordert Nationalrat Martin Bäumle mittels einer Parlamentarischen Initiative eine Gebühr für die Spitalnotfallaufnahme und die Anpassung der gesetzlichen Regelungen. Der Nationalrat entscheidet voraussichtlich in der Herbstsession.

(joe/jos)

veröffentlicht: 12. Juli 2022 16:29
aktualisiert: 12. Juli 2022 16:33
Quelle: ZüriToday

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