Gratis und anonym

Hepatitis-C-Tests am Zürcher Hauptbahnhof sind wieder gestartet

15.07.2022, 20:02 Uhr
· Online seit 15.07.2022, 20:00 Uhr
Aufklären, testen, behandeln: Das Zentrum für Suchtmedizin Arud bietet in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Hepatitis-C-Vereinigung Hepatitis-Schnelltests an.
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Ein Wangenabstrich, 15 Minuten Wartezeit und dann ist das Resultat da: Wer sich auf Hepatitis C testen möchte, kann das neuerdings wieder am Zürcher Hauptbahnhof tun – und zwar gratis und anonym, wie die «Limmattaler Zeitung» berichtet.

Angeboten wird der Test jeweils am Montag zwischen 17 und 18 Uhr im Arud-Zentrum für Suchtmedizin. Er ist Teil des Hepatitis-C-Peer-to-Peer-Projekts, bei dem Betroffene die Experten sind. Das Zentrum möchte zusammen mit der Schweizerischen Hepatitis-C-Vereinigung unter anderem das Wissen über das Ansteckungsrisiko verbessern sowie die Testrate und die Zahl der erfolgreich abgeschlossenen Behandlungen erhöhen.

Nadeln, Löffel und Alkoholtupfer bergen Risiken

«Das Angebot ist offen für alle, es wird aber vor allem von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen genutzt», schreibt Oliver Wehrli, Vorstandsmitglied der Schweizerischen Hepatitis-C-Vereinigung. Denn Hepatitis C ist die häufigste chronische Infektionskrankheit bei Personen, die Drogen konsumieren. Grund dafür ist die Übertragung, welche durch einen Blut-zu-Blut-Kontakt stattfindet. Kleinste, nicht sichtbare Blutreste genügen.

«Hepatitis C ist auf dem Blutweg zehnmal ansteckender als HIV»

Dabei sei der häufigste Ansteckungsweg der Drogenkonsum über die Vene. Denn das Teilen von zum Beispiel Nadeln sowie Löffeln oder Alkoholtupfern birgt Risiken.

Wehrli ergänzt: «Es sind auch viele Personen betroffen, die sich bei Bluttransfusionen vor den 1990er-Jahren in der Schweiz oder bei nicht steril angebrachten Tattoos oder Piercings angesteckt haben.» Sie wüssten aber häufig nichts von der Infektion.

Medikamentös kann die Infektion einfach und erfolgreich behandelt werden. Die Arud verweist auf ihrer Website auf eine Heilung in über 95 Prozent der Fälle.

Nicht immer sind Medikamente notwendig

Die Infektion heile bei 25 bis 30 Prozent der Betroffenen innerhalb eines halben Jahres aus. Ist sie danach noch nachweisbar, spricht man von einer chronischen Infektion – mit dem Risiko von weitaus mehr Komplikationen. Die häufigsten Symptome sind laut Arud Müdigkeit, Gelenkschmerzen sowie Bauchbeschwerden auf der rechten Seite. Zudem kann Leberkrebs oder eine Leberzirrhose entstehen, bei der die Leber zunehmend zerstört wird.

Ein Schnelltest allein reicht aber nicht. Er gibt lediglich einen Hinweis darauf, ob die betroffene Person jemals mit dem Virus in Kontakt kam – nicht aber, ob sie noch immer infiziert ist.

Kein Zusammenhang mit dem Pilotprojekt in Zürich

Das Angebot ist privat und wird durch Spenden von Institutionen und Stiftungen finanziert. Obwohl es der Zeitpunkt vermuten lässt, wird das Angebot nicht in Zusammenhang mit dem dreijährigen Pilotprojekt der Stadt Zürich lanciert. Die Stadt möchte – voraussichtlich ab Herbst 2022 – in bereits etablierten Strukturen zum Beispiel am Checkpoint Zürich Gratistests für sexuell übertragbare Krankheiten anbieten. Dabei wird neben Hepatitis auch auf andere Krankheiten wie zum Beispiel Gonorrhoe getestet.

Viel mehr hängt der Zeitpunkt mit der momentanen Situation zusammen: «Wir haben das neue Angebot jetzt erneut gestartet, weil es nach Aufhebung der Coronamassnahmen überhaupt wieder möglich wurde, solche Tests durchzuführen», schreibt Wehrli. Bereits ab 2018 wurden Tests durchgeführt. Jetzt werden diese jedoch breiter beworben. Zudem wollte das Projektteam ein Angebot für ukrainische Flüchtlinge aufschalten. Wehrli sagt: «2,7 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in der Ukraine ist von Hepatitis C betroffen. Dieser Wert ist fünfmal höher als in der Schweiz.» Grund dafür seien einerseits Ansteckungen über Blut im medizinischen Setting sowie erhöhte Ansteckungen von Mutter zu Kind.

(Sharleen Wüst/Limmattaler Zeitung)

veröffentlicht: 15. Juli 2022 20:00
aktualisiert: 15. Juli 2022 20:02
Quelle: Limmattaler Zeitung

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