Zürich

Fifa Museum Zürich wird mit Lob für Korruptions-Exponat überhäuft

«Endlich geben sie es zu»

Fifa Museum Zürich wird mit Lob für Korruptions-Exponat überhäuft

· Online seit 01.12.2022, 18:58 Uhr
In Google-Rezensionen für das Fifa Museum Zürich schwärmen unzählige Userinnen und User von einem ausgestellten Couvert über Korruption. Damit haben die Macher eines viralen Videos einen Coup gelandet.
Anzeige

Zahlreiche Korruptionsvorwürfe an die Fifa überschatten die WM in Katar. Bis heute bestreitet der Weltfussballverband die Vorwürfe. Das Fifa Museum an der Zürcher Seestrasse scheint hingegen dem eigenen Verband in den Rücken zu fallen. Seit Stunden hagelt es in den Google-Rezensionen des Museums Lob für ein angeblich ausgestelltes Couvert über Korruption.

«War etwas langweilig, das Museum ... Das Spannendste war aber ein Couvert über Korruption mit Geld drin», schreibt Userin Samira XD. Cédric Sütterlin findet: «Schöne Ausstellung, auch das Thema Katar und Korruption bei Vergabe der WM wird behandelt. Leider ist der Eintritt mit 24.- viel zu teuer!»

Ähnlicher Meinung ist Raffael Tanner: «Ich schätze die Aufarbeitung der Korruptionsvergangenheit der FIFA sehr. Tolles Ausstellungsstück zur WM 2022 in Qatar.» Und Oganja lobt: «Finde es endlich super, dass sie nun die Korruption und Bestechungen und alles zugeben.»

Täuschend echtes Exponat

Tatsächlich schweigt sich aber auch das Fifa Museum über das Thema Korruption nach wie vor aus. Die Korruptions-Couverts schmuggelte Cédric Schild, Aushängeschild des Online-Publishers «Izzy Projects», kürzlich in einem viralen Video ins Museum. Das vermeintlich historische Exponat hatte er mit seinem Team täuschend echt angefertigt.

Dabei handelt es sich um ein arabisch beschriftetes Couvert, in dem Geldscheine stecken. Wie es sich für Ausstellungsstücke in Museen gehört, versah Schild dieses auch mit einer Info-Tafel. Auf diesem steht in fetten Lettern: «Original Couvert mit Bestechungsgeld des Emirs von Katar. Erhalten von FIFA-Vertretern bei einem Besuch im menschenrechtsfreundlichen Austragungsort der Fussball Weltmeisterschaft 2022.»

Aufruf zu Rezensionen

Dazu legte «Izzy» der Fifa auf der Tafel folgende Worte in den Mund: «Aufgrund zahlreicher Korruptionsvorwürfe bei WM-Vergaben setzt sich die Fifa seit 2010 für mehr Transparenz ein und akzeptiert Bestechungszahlungen nur noch per Banküberweisung.» Zumindest im Video schien das hineingeschmuggelte Ausstellungsstück die Besucherinnen und Besucher anzuziehen wie der Honig die Bienen.

Noch einen drauf setzte «Izzy», in dem es im Video dazu aufrief, auf Google eine Bewertung für das Fifa Museum abzugeben und dazu ein Foto des Couverts zu posten. Herunterladen können Interessierte ein solches von einer eigens dafür erstellten Website. Bis jetzt sind hunderte User dem Aufruf gefolgt. Dies zeigt ein Blick auf die Google-Bewertungen am Donnerstag.

Eintritt sei für Abklärung zu teuer

Wie das Fifa Museum auf den Scherz reagiert, ist unbekannt. Das Team des Fifa Museums bittet auf Anfrage von ZüriToday um Verständnis, dass es aktuell zu diesem Thema keine Stellungnahme abgeben wolle.

Offenbar lassen die Verantwortlichen des Museums das «Izzy»-Team aktuell gewähren. «Wir haben nichts vom Fifa Museum gehört. Wir gehen aber davon aus, dass man uns sehr dankbar für die Sachspende ist», antwortet Florian Scholl, Leiter Marketing von Izzy-Projects, auf Anfrage von ZüriToday humorvoll.

Was mit dem Couvert passiert ist, konnte ZüriToday auch nicht bei «Izzy» in Erfahrung bringen. «Wir können uns den sehr hohen Eintritt ins Fifa Museum nur einmal jährlich leisten und wissen daher nicht, ob das Exponat noch ausgestellt ist», anwortet Florian Scholl trocken.

veröffentlicht: 1. Dezember 2022 18:58
aktualisiert: 1. Dezember 2022 18:58
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch