Eltern machen aus dem Dynamo eine Kinderdisco
Die Musik laut aufdrehen, durch den Raum hüpfen und keine Rücksicht auf die Nachbarschaft nehmen: Cheyenne Mackay und Marcel Zulauf machen das für ihre Tochter Polly (4) möglich. Am Sonntagnachmittag schmeissen sie zum ersten Mal die Kinderparty «Rotzphase» im Werk 21 beim Dynamo in der Stadt Zürich.
Cooler als der Spielplatz
Die 43-jährige Podcasterin und der 55-jährige Journalist lieben Musik und diese Liebe teilen sie auch mit ihrer Tochter Polly. «Wir gehen immer wieder mit ihr an Kinderkonzerte und waren auch schon auf Kinderpartys», so Marcel. «Es gibt in Zürich ein paar Kinderdiscos, die oft sehr gross, stylisch und dementsprechend auch im höheren Preissegment sind.»
Anstatt zu Motzen nimmt das Paar die Dinge gerne selbst in die Hand. Warum sich also nicht mal in einer Disco treffen, anstatt auf dem Spielplatz? Eine Kinderparty ohne Etepetete und «eine Party, die zugänglich und leistbar für viele Leute ist», ergänzt Cheyenne.
Freunde und Bekannte greifen dem Paar hinter der Bar, der Kasse und beim Dekorieren am Sonntag freiwillig unter die Arme. Es ist ein richtiger Club mit Discolicht und Musik zum Abtanzen. «Für die Kinder gibts gratis Früchte und für wenig Geld auch Sirup, Snacks und Hot Dogs», erzählt Marcel. Für die anwesenden Eltern gibts zusätzlich Bier oder ein Glas Wein. «Sie sollen vor allem mal durchatmen und mit anderen Eltern quatschen können, während die Kinder sich amüsieren.» Eigentliche wie auf dem Spielplatz, aber eben mal cooler.
Keine Ohrwürmer bitte
Damit den Eltern nach zehn Minuten nicht die Ohren vor lauter Schni-schna-schnappi-Musik abfallen, sorgt Cheyenne, die auch ab und zu als DJ für Erwachsene auflegt. «Es steckt recht viel Arbeit in der Playlist. Wir wollen nicht die klassischen Kinderlieder abspielen, aber doch muss man beim Text schauen, was man spielen kann.»
Die Playlist hat die 43-jährige sorgfältig mit Tochter Polly erstellt. «Sie ist Polly approved» und beinhaltet 200 Songs von Musik aus Kinderfilmen, über «Hippiebus» von Dodo bis zu Liedern von Punkbands wie «The Toy Dolls». «Ich werde natürlich auch Wünsche der Kinder entgegennehmen und schauen, wie die Dynamik ist», so die Mama. «Wenn sie völlig überzuckert sind, braucht es dann vielleicht mal ein ruhiges Lied.»
Ein voller Versuchsballon
Die Rotzphase-Party ist ein Versuchsballon von Cheyenne und Marcel, die auch den gleichnamigen Podcast «Rotzphase» mit nackten Tatsachen des Eltern-Daseins bewirtschaften. Jedoch haben sie mit dem Ticketverkauf bemerkt, dass Kinderdiscos ein Bedürfnis in der Stadt Zürich sind. «Ich dachte, da kommen vielleicht so 50 Personen und bin überrascht, dass wir einen vollen Laden haben», erzählt Marcel.
Die Tickets waren innert kürzester Zeit ausverkauft und es wird auch keine Tageskasse mehr geben. «Es war uns wichtig, dass wir die Räume nicht vollstopfen, da Kinder mehr Platz brauchen und uns die Sicherheit wichtig ist. Deshalb wurden die Tickets auf 150 begrenzt», wie Cheyenne erklärt.
Wie es mit dem Versuchsballon weitergehen wird, weiss das Paar noch nicht, aber bei der letzten Party werde es wohl nicht bleiben – nicht wegen der möglichen Goldgrube, denn «es ist kein Geschäft für uns, sondern ein Herzensprojekt. Ein Hobby und die Liebe zur Musik und zu unserer Tochter», so Marcel.