Drohungen gegen Zürcher Politikerinnen sind Normalität geworden
Sie müssen sich ständig üble Dinge anhören und werden teils gar mit dem Tod bedroht. Zürcher Gemeinde- und Kantonsrätinnen brauchen eine besonders dicke Haut – Sarah Akanji (SP) trat im Februar nach einer Amtszeit im Zürcher Kantonsrat nicht mehr zur Wiederwahl an – zu stark hatten sich die Angriffe auf sie gehäuft.
Wie der 30-jährigen Winterthurerin geht es auch anderen Frauen, die ein politisches Amt ausüben. Die Zürcher Gemeinderätin und Co-Präsidentin von Operation Libero etwa, Sanija Ameti (GLP), veröffentlicht seit diesem Jahr immer wieder Screenshots von Hass-E-Mails und Briefen, in denen sie unter anderem als «arrogante Ausländerin» bezeichnet wird.
Ein Schmankerl aufs Wochenende 💌
— Operation Libero (@operationlibero) February 17, 2023
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Das Geschlecht spielt nur bei Frauen eine Rolle
Akanji und Ameti sind nicht die einzigen Opfer von Hassrede. Eine am Montag veröffentlichte Umfrage von Tamedia, die Ende Januar durchgeführt wurde, zeigt: 104 von 149 befragten Kantonsrats- und Stadtzürcher Gemeinderatsmitgliedern haben schon einmal Anfeindungen und Beleidigungen erlebt. Das entspricht rund 70 Prozent.
Knapp ein Viertel (24,3 Prozent) von ihnen habe angegeben, schon einmal bedroht worden zu sein, schreibt der «Tages-Anzeiger» weiter – sechs von ihnen sogar mit dem Tod. Anderen wurden sonstige «körperliche Konsequenzen» angedroht.
Gleich 65 der befragten Politikerinnen und Politikern hätten zudem die eigene Parteizugehörigkeit als Anlass für bösartige Reaktionen genannt, schreibt die Zeitung. Im Vergleich sorgen das Geschlecht oder das Äussere (16 beziehungsweise 18 Nennungen) für weniger Hasskommentare – Frauen sind diesbezüglich aber überdurchschnittlich oft betroffen. Kein einziger männlicher Politiker gab an, wegen seines Geschlechts schon mal angegangen worden zu sein.
Gefahrenpotential Standaktionen
Amtskolleginnen mit Migrationshintergrund machen zudem die Erfahrung, dass ihre Herkunft (6 Nennungen) und ihr Name (7) Anlass zu solchen Kommentaren sei – was die «arrogante Ausländerin» Ameti bestätigen kann.
Interessant: Obschon ein Grossteil der Hatespeech via E-Mails und Internetkommentaren geschieht, haben 54 Befrage angegeben, dass sie auch schon persönlich angegangen worden seien. Eine beliebte Gelegenheit dafür würden Standaktionen bieten.
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