«Ball am Böögg»

«Dieser Rassismus war für mich neue Dimension» – Zunft-DJ filmt Blackfacing

23.04.2023, 20:09 Uhr
· Online seit 21.04.2023, 06:57 Uhr
Zürcher Zünfter, die sich über Dunkelhäutige, Schwule und Sexarbeiterinnen lustig machen: Ein Video aus einem geschlossenen Zünfter-Treffen sorgt derzeit für Aufregung. Jetzt spricht der Mann, der den Anlass gefilmt hat.

Quelle: Archivvideo vom 20. April 2023: «Zürcher Zünfter lachen in Video über Minderheiten» / ZüriToday / Olivia Eberhardt

Anzeige

Restaurant Terrasse, Kreis 1, vergangenes Wochenende: Rund 140 Personen haben sich zu einem «Ball am Böögg» versammelt, einem Treffen, bei dem Zünfter, ihre Frauen und geladene Gäste anwesend sind. Teil des Showprogramms ist eine diskriminierende Blackfacing-Darbietung.

Wie ein Video von der Veranstaltung zeigt, betritt ein Mann mit schwarz bemaltem Gesicht die Bühne. Er trägt eine Kraushaarperücke und einen Bastrock. In Händen hält er einen grossen Knochen. Diesen steckt er sich zur Belustigung des Publikums zwischen die Beine.

«Dieser Rassismus war eine neue Dimension»

Neben dem Geschminkten sind ein als Frau verkleideter Mann mit blonder Perücke sowie eine Frau ganz in Schwarz mit Federschmuck zu sehen. Es werden Schwule und Sexarbeiterinnen imitiert. «Mich hat der herablassende Ton, in dem gesprochen wurde, schockiert», sagt nun der Mann, der die Veranstaltung gefilmt hat, gegenüber dem «Tagesanzeiger».

Beim Filmer handelt es sich um den DJ des Zünfter-Treffens, einen 43-Jährigen. Er hat das Video in seinem Umfeld geteilt. So gelangte es schliesslich auch zum Tagi. «Dieser Rassismus war eine neue Dimension für mich», sagt der 43-Jährige.

Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus verurteilt die Darbietung an besagtem «Ball beim Böögg», wie die CH-Media-Zeitungen berichten. Diese sei geschmacklos und reporduziere rassistische Stereotype.

«War ein Abend unter Freunden»

Was sagen die Veranstalter des Zünfter-Treffens und die Anwesenden? Eine Mitorganisatorin, die unter anderem den DJ gebucht hatte, will sich auf Anfrage des Tagi nicht auf ein Interview einlassen. Nur soviel: «Es war ein Abend unter Freunden.» Anwesend war auch Swiss-Life-Präsident Rolf Dörig. Er will sich zum Anlass ebenfalls nicht äussern.

Der 43-jährige DJ, der das Video veröffentlichte, ist sich sicher: «Die Sache verletzt die Antirassismusstrafnorm.» Laut der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus werden die Veranstalter nicht zwingend vor der Antirassismusstrafnorm geschützt, weil das Treffen privat war. Die Antirassismusstrafnorm greift laut Kommission auch bei grösseren privaten Anlässen, bei denen sich nicht alle Teilnehmenden persönlich gut kennen.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

(jos)

veröffentlicht: 21. April 2023 06:57
aktualisiert: 23. April 2023 20:09
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch