Die Hüter des Bassersdorfer Schübligs hören auf | ZüriToday
Spezialität

Die Hüter des Bassersdorfer Schübligs hören auf

· Online seit 28.06.2023, 16:12 Uhr
32 Jahre für die Wurst sind genug. Seit 1991 hütet das Metzgerpaar Steinmann das Original-Rezept des Bassersdorfer Schübligs, der sogar im kulinarischen Erbe der Schweiz gelistet ist. Nun hören die beiden auf und blicken zurück.
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Eine Wurst namens «De Schwarz», wie die Einheimischen die national bekannte Spezialität nennen, war ein Glücksfall für das Metzger-Ehepaar Walter und Barbara Steinmann aus Bassersdorf. Sie verabschieden sich nach 32 Jahren zwar als Metzger, aber für die Nachfolge haben sie bereits gesorgt.

Zwei junge Metzger übernehmen ab Mitte Juli Produktion und Verkauf der beliebten Metzgerwaren. «Es liegt uns am Herzen, dass die Metzgerei an diesem Ort weiter bestehen kann», sagt der 59-jährige Steinmann der Zeitung «Zürcher Unterländer».

Zwei Monate Auszeit in Kanada

Die Metzgerei der Steinmanns ist die letzte, welche die traditionellen Würste noch produziert und das streng geheime Originalrezept bewahrt. Der Bassersdorfer Schüblig ist eine schwarze Brühwurst, die im Glattaler Dorf erfunden wurde, und eine steile Karriere gemacht hat. Heute ist sie gar im «Kulinarischen Erbe der Schweiz» gelistet, welches über 400 helvetische Spezialitäten beinhaltet.

Das Gerücht mit dem Auswandern stimme jedoch nicht. Die Steinmanns werden nicht in die Weiten Kanadas entfliehen, sondern sich eine wohlverdiente Auszeit von zwei Monaten gönnen. «Wir haben immer gearbeitet und den Fokus auf dem Geschäft gehabt.» Jetzt wolle man sich endlich etwas gönnen, sagt Walter Steinmann. Die beiden wollen mit einem Camper das zweitgrösste Land der Welt erkunden, damit erfüllen sie sich einen langersehnten Traum.

Kaum Interessenten für den Metzgerberuf

Ein eigenes Unternehmen aufzubauen und so lange zu führen, sei zwar toll gewesen, sagt Chefin Barbara Steinmann, doch die 57-Jährige weiss auch, was für eine grosse Belastung es gewesen sei. Das merkte man vor allem dann, als es immer mal wieder Engpässe gab. Zudem sei enorm schwierig geworden, Nachwuchs zu finden, die den Metzgerberuf noch lernen wollen, sagt Steinmann. «Metzger» habe Image-mässig einen schweren Stand beim Berufsnachwuchs.

«Alle wollen Bürolisten werden» stellt Barbara Steinmann fest. Mitten in der Nacht aufstehen und hunderte Würste herzustellen – nicht nur den schwarzen Schüblig – sei halt nicht jedermanns Sache. Sie ist froh, nach so vielen Jahren endlich etwas kürzertreten zu können. Dass ihre drei Kinder nicht in die Fussstapfen ihrer Eltern treten wollen, ist für die beiden kein Grund, unglücklich zu sein.

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«Ich sehe kein Ende der Metzgereien»

Walter Steinmann ist dennoch überzeugt, dass gerade das Handwerk der Fleischveredelung eine gute Zukunft hat. Kleine Metzgereien hätten ihre Daseinsberechtigung nicht verloren, sagt er zum Zürcher Unterländer. Er sehe kein Ende der Metzgereien trotz des Vegan-Trends. Denn Qualitätsfleisch aus verantwortungsvoller Tierhaltung sei gefragter denn je. Und die Grillszene boome.

Noch bis zu den Sommerferien werden die Steinmanns selber produzieren. Dann kommt der grosse Abschied. «Wir werden allen, die am 15. Juli nochmals bei uns einkaufen, eine Wurst und ein Brot offerieren.»

veröffentlicht: 28. Juni 2023 16:12
aktualisiert: 28. Juni 2023 16:12
Quelle: ZüriToday

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