Der grösste Irrglaube: «Das kann mir nie passieren»
Quelle: Ein Bericht vom Januar 2020. TeleZüri
Der Enkel,der in Geldnot ist, die Tochter im Gefängnis oder die Polizei, welche sie um Ermittlungshilfe bittet: Die Masche der Telefonbetrüger erfindet sich immer wieder neu. Im Kanton Schaffhausen und Aargau warnt die Kantonspolizei vermehrt vor falschen Polizisten. Und auch in Zürich ist es ein leidiges Dauerthema.
Dunkelziffer etwa fünfmal höher
Oft werde es nicht gemeldet, wie Carmen Surber, Mediensprecherin der Kantonspolizei Zürich gegenüber ZüriToday sagt. «Die Opfer schämen sich, dass sie auf so einen Trick reingefallen sind.» In Zürich ist es im ersten halben Jahr zu rund 2000 versuchten Telefonbetrugsfällen gekommen, wie es die Kapo auf ihrer Seite telefonbetrug.ch melden. «Die geschätzte Dunkelziffer ist jedoch etwa fünfmal höher», sagt Surber.
Der grösste Irrglaube sei: «Das kann mir nie passieren.» Auch wenn man nicht naiv sei und mit beiden Füssen im Leben stehe, könne man auf dem falschen Fuss erwischt werden, weiss Carmen Surber.
Oft seien es Personen im höheren Alter, weiblich und alleinstehend, die auf die Telefontricks reinfallen. «Die Betrüger wissen genau, wie und was sie sagen müssen und bleiben die ganze Zeit mit der Person verbunden, bis das Geld von der Bank geholt und irgendwo deponiert wurde.» Carmen Surber sagt, meistens ist es Bargeld oder Schmuck in Höhe von mehreren Tausend Franken, das verlangt werde.
Inflagranti erwischt
Die Alarmglocken sollten bereits angehen, wenn der «falsche Polizist» Hochdeutsch spricht. «Es kann vorkommen, aber in der Regel spricht die Polizei Mundart», so Surber und ergänzt: «Zudem verlangt die Polizei oder irgendwelche Behörden oder Banken nie Geld von einem übers Telefon. Nie.»
Obfelden: Falscher Polizist bei Geldübergabe verhaftet
— Kantonspolizei Zürich (@KapoZuerich) January 29, 2022
Die Kantonspolizei Zürich hat am Donnerstag im Bezirk Affoltern einen mutmasslichen Telefonbetrüger bei der Abholung von Wertsachen und Bargeld verhaftet.https://t.co/eUU4IwDcYE#KantonspolizeiZürich #Telefonbetrug pic.twitter.com/DjfhjjdwE9
Die Kantonspolizei Zürich sei über die Fälle stets am Ermitteln, aber da die Drahtzieher im Ausland sitzen, sei das nicht so einfach. «Wir fassen immer wieder sogenannte Abholer, der den Auftrag hat, das Geld oder die Wertsachen abzuholen», so Surber. Die Kantonspolizei hat dennoch in den vergangenen Jahren mehrere Verhaftungen machen können.
Neue Masche im Anmarsch
Beim Enkeltrick sei die Gesellschaft schon gut sensibilisiert, aber der «falsche Polizist» sei eine neutralere Person, deshalb fallen immer wieder Opfer auf diese Masche rein – und die Nächste ist bereits im Anmarsch. Auf der Telefonbetrug-Homepage warnt die Kapo: «Die Person am Telefon behauptet, dass eine nahestehende Person – beispielsweise Ihre Tochter – einen schweren Unfall erlitten habe. Die Person am Telefon fordert Geld von Ihnen. Sie sollen ihr Familienmitglied unterstützen, vor weiterem Schaden bewahren oder mit einer Kaution aus dem Gefängnis freikaufen.»
Die Polizei versucht, die Gesellschaft immer wieder über das Thema zu sensibilisieren und auch wenn es für die Schweizer Bevölkerung als unanständig gelte, gibt Carmen Surber allen den Tipp: «Wenn Sie einen Anruf einer unbekannten Person erhalten, die persönliche Informationen von Ihnen verlangt, und bei ihnen irgendein Zweifel aufkommt, dann beenden Sie das Telefongespräch sofort.»
(joe)