Die Firmengeschichte ist erst fünf Jahre alt, doch nun erfolgt bereits die Expansion ins Ausland: Das ETH-Start-up Planted für die Herstellung von pflanzlichem Fleisch entstand 2019. Inzwischen gibt es Planted-Poulet, Planted-Kebab oder Planted-Bratwürste in über 6500 Restaurants und in mehr als 10'000 Verkaufsstellen im europäischen Detailhandel. Zu den bekanntesten Partnern gehören die Supermarkt-Ketten Albert Heijn, Rewe, Carrefour und Coop.
Beschränkte bauliche Kapazitäten
Bis heute werden die Produkte praktisch ausschliesslich im zürcherischen Kemptthal in den über 100-jährigen ehemaligen Hallen der Gewürzfirma Maggi hergestellt. Einzig die Bratwurst wird zusammen mit einem Partnerbetrieb in Süddeutschland produziert. «Unsere Kapazitäten hier sind komplett ausgelastet», sagt Planted-Mitgründer Christoph Jenny, der das Unternehmen mit drei Kollegen lancierte. «Teils müssen wir Aufträge sogar ablehnen, weshalb wir nun eine zweite Fabrik bauen.»
Das Problem: In Kemptthal sind die baulichen Kapazitäten laut Jenny beschränkt. «Wir haben uns deshalb entschieden, einen weiteren Produktionsstandort im bayrischen Memmingen aufzubauen.» Die Lage sei ideal, auch weil bereits heute ein Grossteil der Exporte, die 75 Prozent der Produktion ausmachen, nach Deutschland gehen. «Nun können wir einen grossen Teil lokal produzieren.» Dass damit der Schweizer Standort an Bedeutung zu verlieren droht, verneint der 38-Jährige. «Kemptthal bleibt ausgelastet und unser Hauptsitz.»
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Einzug in alte Brauerei
Die Frischprodukte von der Schweiz gekühlt über die Grenze zu transportieren, sei aufwendig. «Die Zolllogistik kostet viel Zeit und Geld, sei es, um alle Formulare auszufüllen oder wenn wieder mal ein Lastwagen im Stau stecken bleibt». Memmingen habe den Vorteil, nur 2 Autostunden vom Hauptsitz und an einem grossen Autobahnkreuz gelegen zu sein. «Von dort aus können wir sehr schnell auch unsere Partner in Österreich, Frankreich und Holland beliefern.»
In Memmingen profitiert Planted wie schon auf dem ehemaligen Maggi-Areal in Kemptthal von der lokalen Wirtschaftshistorie. «Wir können in ein altes Brauerei-Areal einziehen, das nach dem Konkurs des Memminger Biers wiederbelebt werden soll», sagt Jenny. Und: Die Zürcher Firma erhält für den Zuzug und den Bau der Produktionsstätte bayrische Fördergelder. Wie viel, verrät Jenny nicht. Die Behörden dürfte jedoch überzeugt haben, das Planted mehr als 50 Arbeitsplätze schaffen und mittelfristig über 20 Tonnen pflanzliches Fleisch pro Tag produzieren will - gleich viel, wie heute in Kemptthal, wo rund 170 Leute arbeiten. Trotz Fördergelder ist allerdings auch eine Fremdfinanzierung für den Bau nötig.
Der Expansionsschritt überrascht insofern, als zuletzt mehrere Hersteller von Fleischalternativ-Produkten mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen hatten, so auch Nestlé. Mit ein Grund war die Inflation, welche die Konsumentinnen und Konsumenten abhielt, teurere Fleisch-Alternativen zu kaufen. «Davon spüren wir nichts», sagt Jenny. «Wir wachsen nach wie vor.» Umsatz- und Profitzahlen nennt er keine.