Anstieg um 33 Prozent

Darum gehen die Konkurszahlen im Kanton Zürich durch die Decke

12.08.2022, 07:40 Uhr
· Online seit 12.08.2022, 06:57 Uhr
Vom Januar bis Juli 2022 sind im Kanton Zürich knapp 500 Unternehmen Konkurs gegangen. Ein massiver Anstieg zum Vorjahr. Und auch schweizweit schreiben Unternehmen immer öfter rote Zahlen. Woran liegt das?
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Exakt 475 Zürcher Unternehmen sind seit Anfang des Jahres bis Juli 2022 pleite gegangen und mussten Konkurs anmelden. Das sind 33 Prozent mehr gegenüber der Vergleichsperiode im Vorjahr, wie eine Analyse des Unternehmensberaters Dun & Bradstreet ergab. Damit sind die Zahlen im Kanton Zürich deutlich höher als im Rest des Landes.

Auch Mittelland und Nordwestschweiz mit schlechten Zahlen

Doch auch die anderen Regionen mussten in der ersten Hälfte des Jahres eine Zunahme von Konkursen verzeichnen. So sei es im Mittelland zu 27 Prozent mehr Insolvenzen gekommen. In der Nordwestschweiz seien es 22 und in der Zentralschweiz 21 Prozent gewesen. Damit lagen diese vier Grossregionen über dem gesamtschweizerischen Durchschnitt von 18 Prozent oder insgesamt 2592 Konkursen.

Etwas besser sieht die Lage in der Ostschweiz und im Tessin aus, wo 16 Prozent beziehungsweise 12 Prozent mehr Konkurse verzeichnet wurden. Einzig die Südwestschweiz kommt bei der Analyse relativ glimpflich davon. Nur 2 Prozent mehr Unternehmen als in Vorjahr gingen hier Konkurs.

Gründe für den massiven Anstieg

Woran die hohen Konkurszahlen liegen, ist noch nicht eindeutig untersucht. Festzuhalten bleibt: Die durchschnittliche Konkursrate in den 28 Monaten seit Beginn der Corona-​Krise liegt immer noch stark unter der durchschnittlichen Konkursrate in den 28 Monaten vor der Krise, wie die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich schreibt.

Nichtdestotrotz müssten die massiv erhöhten Konkurszahlen vor allem im Mai und Juni 2022 zu denken geben. Dabei zeige sich, dass der Anstieg der Konkurse insbesondere jüngere Firmen betreffe, sprich Firmen, die nicht älter als 3 Jahre alt sind. Viele dieser Firmen dürften überhaupt erst nach Beginn der Krise gegründet worden sein, schreibt die KOF.

Folgende Erklärung biete sich an: Die Corona-​Krise könnte zu veränderten Konsumgewohnheiten geführt haben, was zu vielen Neugründungen geführt hat. Mit dem Auslaufen der Corona-​Krise normalisierten sich die Konsumgewohnheiten aber wieder, die Nachfrage nach bestimmten Gütern und Dienstleistungen sank und die jungen Firmen gingen pleite.

Zombie-Effekt

Ein weiterer Grund für die steigenden Konkurszahlen: der sogenannte Zombie-Effekt. Wie Dun & Bradstreet auf Nachfrage von ZüriToday erklärte, sei der Wegfall der staatlichen Corona-Unterstützungen ein Faktor für mehr Konkurse. So wurden nämlich auch Unternehmen finanziert, die «eigentlich bereits früher zahlungsunfähig gewesen wären», wie die Experten schreiben. Man spreche in diesem Zusammenhang vom Zombie-Effekt.

Inflation befeuert Konkurse

Die KOF will auch für die nächsten Monate keine Entwarnung geben. So könnte der Anstieg der Inflation die Konkursdynamik in den nächsten Monaten sogar verschlimmern, heisst es dort. Die Inflation würde nämlich die Gewinne der Unternehmen drücken und so könnten immer mehr Firmen in die roten Zahlen rutschen.

Doch damit der schlechten Nachrichten nicht genug. Während die Konkurse stiegen, gingen gleichzeitig Neugründungen von Firmen zurück. Schweizweit um vier Prozent. Am höchsten war der Schwund im Mittelland mit Minus 7 Prozent und in der Nordwest- und Zentralschweiz mit jeweils Minus 7 Prozent, wie es in der Studie von Dun & Bradstreet weiter heisst.

Kleiner Hoffnungsschimmer

Einen kleinen Hoffnungsschimmer könnte Zürich hier dann noch verzeichnen. Als einzige Region konnte man bei den Neugründungen ein minimales Plus aufweisen. 1 Prozent mehr Firmen als in der gleichen Zeit im Vorjahr wurden hier gegründet.

veröffentlicht: 12. August 2022 06:57
aktualisiert: 12. August 2022 07:40
Quelle: ZüriToday

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