Elternberatung

Darum braucht es im Kanton Zürich einen Väterberater

12.05.2022, 07:03 Uhr
· Online seit 11.05.2022, 11:34 Uhr
Daniel Bünter ist Väterberater für den Kanton Zürich. Wir haben nachgehakt, welche Fragen die Männer interessieren und was er von der Initiative zur Elternzeit denkt.
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Daniel Bünter ist selbst Vater und berät seit einigen Monaten seine Gefährten im Kanton Zürich. Der Väterberater spricht mit ihnen über Fragen rund um das Familienleben oder berät sie in herausfordernden Situationen.

Doch wieso gibts diese Stelle hier erst seit ein paar Monaten? ZüriToday hat beim Väterberater nachgefragt: «Aktuell beobachten wir, dass sich Väter stärker in der Familien- und Hausarbeit engagieren.» In den meisten Fällen würden sich jedoch noch immer die Mütter bei den Beratungsstellen melden. «Mit dem Väterberater wollen wir die Väter besser erreichen und abholen», so Bünter.

Alte Rollenbilder verankert

Dass sich Väter weniger bei Beraterinnen und Beratern melden, habe verschiedene Gründe, sagt Bünter: «In den Köpfen ist stark verankert, dass vornehmlich die Mutter verantwortlich ist bei Fragen rund um die Familie, die Pflege und Betreuung von Kindern. Stereotypische Bilder wie, ‹der Mann darf keine Schwäche zeigen›, hemmen die Bereitschaft zusätzlich, ein Beratungsangebot aufzusuchen.»

Wie aber bewegt man auch mehr Väter dazu, die Beratung aufzusuchen? Hier spiele die Beratungszeit eine wichtige Rolle, da die meisten Väter 100 Prozent arbeiten: «Oft gehe ich mit den Vätern spazieren oder treffe mich mit ihnen in einem Café. Dieses Unterwegssein kommt bei den Männern sehr gut an.» Da stellt sich auch die Frage, was der Väterberater über die Abstimmung zur Elternzeit am 15. Mai denkt: «Ich finde es sehr positiv, dass durch die Initiative die Diskussion rund um den Wandel von Familien- und Rollenmodellen angeregt wird.»

Gleichgeschlechtliches Gegenüber

Dass heute geschlechtlich immer weniger getrennt wird, sei laut Bünter ein wichtiger Schritt zur Gleichstellung. «Es gibt Männer, die sich wohler fühlen, wenn sie ihre Anliegen und Themen, gerade wenn diese persönlicher werden, einem gleichgeschlechtlichen Gegenüber erzählen können. Gleiches gilt wohl auch für Frauen», führt der Väterberater aus.

Das Wichtigste sei jedoch, dass man sich von der Beratungsperson verstanden fühlt. Darum könne theoretisch auch eine Frau die Väterberatung durchführen.

Verhalten der Kinder und Aufklärung werden zum Thema

Väter kommen zu Daniel Bünter, weil sie beispielsweise verunsichert sind und etwas an sich verändern möchten. Sie wollen wissen, was sie tun können, wenn sie sich vom Verhalten ihres Kindes getriggert fühlen oder wie sie ihre Kinder aufklären können. In den Beratungsgesprächen entwickelt Bünter zusammen mit den Vätern Ideen und Lösungsansätze. Eine Kostprobe auf die Tipps von Daniel Bünter gibts in seinem «PAPodcast».

Der Kanton Zürich lancierte das Angebot im Oktober 2021, seitdem steige die Nachfrage stetig. Pro Woche kommen bei Bünter zwei bis vier neue Anfragen dazu. «Bei manchen Vätern reicht ein Gespräch oder ich kann sie an eine andere Fachstelle verweisen. Mit anderen Vätern kommen mehrere Gespräche zustande», sagt Bünter. Trotz der beschleunigten Digitalisierung in den letzten Jahren wählen Väter weniger die Beratung per Video-Meeting. Am meisten suchen sie das persönliche Gespräch.

veröffentlicht: 11. Mai 2022 11:34
aktualisiert: 12. Mai 2022 07:03
Quelle: ZüriToday

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