Knatsch um Milch

Bülacher Bäuerin wehrt sich gegen gestrichene Pausenmilch-Aktion

24.09.2022, 10:07 Uhr
· Online seit 23.09.2022, 19:16 Uhr
Die Schulleitung des Schulhauses Schwerzgrueb in Bülach hat den Tag der Pausenmilch von Swissmilk dieses Jahr gestrichen. Eine Bäuerin behauptet, dass ideologische Gründe dahinter steckten. Tatsächlich störten sich einige Eltern an der Aktion.
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Manuela Meier steckte zu Beginn des Schuljahrs schon mitten in den Vorbereitungen: Am 3. November sollte der jährliche Tag der Pausenmilch im Schulhaus Schwerzgrueb in Bülach stattfinden. Unterstützt wird die Aktion von Swissmilk, der Organisation der Schweizer Milchproduzenten. Wie immer habe sie das Schulsekretariat kontaktiert, um die Bestellmenge Milch abzuklären, erzählt die Bäuerin. «Per Zufall erfuhr ich dann, dass der Tag dieses Jahr gar nicht stattfindet.»

Meier fiel aus allen Wolken. «Ich verstand nicht, warum wir Landfrauen plötzlich ausgeladen wurden. Wir waren immer herzlich willkommen.» Die Kinder hätten sich jedes Jahr über die Gratis-Milch in der Zehn-Uhr-Pause gefreut, sagt Meier. Sie hätten sich bedankt und das Getränk gelobt.

«Einige Schüler kamen mehrmals an den Stand. Ein Schüler trank in einer Pause einmal sogar fast einen Liter», berichtet sie erfreut. Ein Highlight sei auch die Milch mit Erdbeergeschmack gewesen, wofür sie in den letzten zwei Jahren die Erlaubnis vom Schulleiter habe einholen müssen.

«Absolut inakzeptabel»

Sauer stösst Meier auch die Begründung des Co-Schulleiters für die Absage auf. «Er sagte, dass er Swissmilk nicht mehr unterstützen wolle», behauptet Meier. Sie sei «sehr enttäuscht und traurig». Die Bülacher Bäuerin erachtet die Aktion als wichtig, um den Schülerinnen und Schülern eine gesunde Ernährung näherzubringen. «So sehen sie auch, dass die Milch von unseren Kühen und nicht direkt aus dem Beutel vom Laden kommt.»

Ihrer Empörung machte Meier zudem kürzlich in einem Leserbrief des «Zürcher Unterländers» Luft, den der ehemalige Bülacher Gemeinderat Daniel Wülser (GLP) in einer Bülacher Facebook-Gruppe postete. «Es ist absolut inakzeptabel, dass ein Schulleiter über die Lehrerschaft und vor allem über die Kinder hinweg seine Ideologie durchsetzen kann!», schrieb sie.

Eltern hätten Anlass infrage gestellt

Co-Schulleiter Michael Homberger verweist auf Anfrage auf das Bildungsdepartement. Er könnte nicht bestätigen, dass Homberger Swissmilk nicht unterstützen wolle, sagt Marco Lobsiger, Leiter der Abteilung Bildung der Stadt Bülach. «Ich verstehe den Wirbel um die Aktion nicht ganz.» Die Schulen könnten den Anlass, der seit 2015 regelmässig stattgefunden habe, freiwillig durchführen. Dieses Jahr habe die Schulleitung entschieden, darauf zu verzichten.

Bis vor einem Jahr war Lobsiger selbst Schulleiter der Einheit Schwerzgrueb. «In den letzten Jahren sagten einige Eltern, dass ihr Kind keine Milch trinken solle und stellten den Anlass infrage», so Lobsiger. Daher habe sich angeboten, den Anlass zu unterbrechen. Stattdessen finde während einer Woche Ende November ein Tag des Apfels statt. Der Bäuerin habe die Schule zudem angeboten, dieses Jahr eine Alternative für den Tag der Pausenmilch vorzuschlagen.

Aktion sei nach wie vor erfolgreich

Und wie kommt es beim Veranstalter Swissmilk an, dass die Schule dieses Jahr den Kindern Milch nicht schmackhaft machen will? «Wir setzen uns ein für eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Die Basis dabei ist die Lebensmittelpyramide des Bundes, die drei Portionen Milch pro Tag empfiehlt», sagt Reto Burkhardt, Leiter Kommunikation bei Swissmilk. Die Gesellschaft soll für Informationen zu einer gesunden Ernährung offen sein. Doch wenn eine Schule gegen die Aktion sei, habe sich Swissmilk nicht einzumischen. «Dann ist das nun mal so.»

Burkhardt stellt «natürlich» fest, dass es zunehmend Menschen mit anderen Ernährungsgewohnheiten gibt. Auf den Erfolg der Aktion wirke sich dies jedoch nicht aus. «Wir führen den Tag der Pausenmilch schweizweit in über 700 Schulhäusern durch – damit haben wir das Niveau von vor Corona erreicht.»

veröffentlicht: 23. September 2022 19:16
aktualisiert: 24. September 2022 10:07
Quelle: ZüriToday

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