Brenzliger Schulweg: «Ungeduldige Fahrer schreien meine Tochter an»
Quelle: Archiv TeleZüri / 22.12.2022 / Reaktionen zum tödlichen Unfall am Escher-Wyss-Platz
Über gefährliche Schulwege und Fussgängerstreifen in Zürich ist in den letzten Wochen viel diskutiert worden. Anlass war der Tod eines 5-jährigen Buben am 21. Dezember am Escher-Wyss-Platz – wahrscheinlich war der Grund die Kollision mit einem Fahrzeug.
Musste der 5-Jährige sterben, weil die Stadt Beschwerden aus der Bevölkerung nicht genügend Aufmerksamkeit schenkte? Diese Kritik ist nach dem Unfall sofort erhoben worden, von Anwohnern, aber auch von besorgten Eltern, die sich selbst an die Stadt gewandt hatten.
Autos hätten eigentlich Vortritt
Eine von ihnen ist D.Z. Ihre viereinhalbjährige Tochter besucht den Kindergarten Studerhaus an der Dachslernstrasse in Altstetten. Um dorthin zu gelangen, muss die Tochter die Feldblumenstrasse überqueren. Dabei wird sie immer wieder von Autofahrerinnen und Autofahrern angeschrien.
Kindern wird eingebläut, erst über die Strasse zu gehen, wenn ein Fahrzeug vor dem Fussgängerstreifen stillsteht. (Symbolbild)
Dies, weil es keine Zebrastreifen hat, die sie und ihre «Gspändli» auf ihrem Schulweg überqueren könnten. Dadurch stören sie die Autofahrenden – diese haben schliesslich Vortritt. «Aber wie wollen sie sonst zum Kindergarten gelangen?», fragt Z.
Nach dem traurigen Vorfall am Escher-Wyss-Platz ist für sie klar: So etwas könnte auch in Altstetten passieren. «Wir haben zurecht Angst», sagt sie zu ZüriToday. «Die Feldblumenstrasse ist die einzige Strasse im Quartier, von der man links via Badenerstrasse nach Schlieren abbiegen kann – der ganze Verkehr dorthin geht durch diese Strasse.»
Fahrer halten sich nicht ans Tempolimit
Logisch, dass sie dadurch stark befahren sei, auch von vielen Lastwagen – und weil der Automobilverkehr Vortritt hat und nicht abbremst, sei es bloss eine Frage der Zeit, bis etwas passiere. «Die Kinder sind verunsichert. Vor Kurzem hat ein Autofahrer das Fenster runtergelassen und sie beleidigt.»
Viel schlimmer als die Beleidigung sei aber ist die Tatsache, dass es praktisch täglich zu brenzligen Situationen komme. Z. schildert: «Die Autos sind zu schnell unterwegs und halten sich nicht ans Tempolimit 30. Oder sie überholen diejenigen Autos, die den Kindern zuliebe anhalten, obwohl sie nicht müssten – weil es eben keinen Fussgängerstreifen hat.»
Einen solchen fordert Z. nun. Hierfür hat sie nach dem Unfall am Escher-Wyss-Platz sofort begonnen, Unterschriften von anderen betroffenen Eltern zu sammeln – mit Erfolg. «Innert zwei Stunden waren locker mal knapp 50 Unterschriften zusammengekommen», sagt Z. «Das zeigt, dass das Anliegen auf offene Ohren stösst.» Umgehend hat sie diese Wernher Brucks, dem Leiter Verkehrssicherheit der Stadt Zürich, überreicht.
Nun ist Geduld gefragt
Brucks bestätigt auf Anfrage von ZüriToday, dass er und sein Team die Situation an der Feldblumenstrasse nun genau analysieren werden. Eigentlich sei in einer Tempo-30-Zone ein Fussgängerstreifen gar nicht möglich, sagt Brucks – es sei denn, dieser gehört explizit zu einem Schulhaus. Ob dies der Fall wäre, oder ob eher andere Massnahmen wie etwa Signalisationen in Frage kommen, werde nun geprüft.
Z. ist erleichtert, dass sich Brucks ihrem Anliegen angenommen hat: «Endlich kommt Bewegung in die Sache.» Bis der Planungsprozess abgeschlossen ist und mögliche Massnahmen auch wirklich Realität sind, sei aber Geduld gefragt, wie Brucks gegenüber Z. auch betont hat. Diese ist dennoch dankbar: «Wir Eltern fühlen uns ernstgenommen.»