Bevölkerung soll beim Windkraft-Ausbau mitreden können
Die Zürcher Baudirektion unter Regierungsrat Martin Neukom (Grüne) definierte rund 46 Windpotentialgebiete für eine nachhaltigere Energieversorgung im Kanton. Die bis zu 220 Meter grossen Windräder sind auch in rund 20 Gebieten der Region Winterthur angedacht. Die betroffenen Gemeinden haben der Baudirektion ihre Stellungnahme zum Bauvorhaben bereits mitgeteilt.
Der Dialog zwischen der Direktion und den betroffenen Gemeinden findet zurzeit noch hinter geschlossenen Türen statt. Die Medienstelle der Baudirektion gewährt aufgrund des «laufenden Verfahrens» keine Einsicht. Erste Reaktionen lassen aber auf starken Gegenwind schliessen. Viele stehen dem Bauvorhaben kritisch gegenüber.
Dägleren hat bereits interveniert
Die Winterthurer Gemeinde Dägleren war «aufgeschreckt», als die Windräder-Pläne öffentlich wurden und hat beim Regierungsrat interveniert. Obwohl der Gemeinderatspräsident Patrick Jola (parteilos) den Ausbau erneuerbarer Energien grundsätzlich begrüsse, hegt er Zweifel am Vorgehen des Regierungsrats.
Um die Energieziele zu erreichen, wollen Bund und Kantone die Bewilligungsverfahren für Windparks beschleunigen. Das sieht Jola als «Aushebelung von demokratischen Grundrechten». Der Kanton könne so «im Alleingang im Richtplan Windräder eintragen, ohne dass Gemeinden und Bevölkerung dagegen vorgehen können».
Lieber Solarkraft als Windenergie
Auch andere Gemeinden der Region Winterthur sehen den Windrad-Ausbau mehrheitlich kritisch. Die Regionalplanung Winterthur und Umgebung (RWU) hat ihre Stellungnahme dem «Landboten» zur Verfügung gestellt.
Die RWU mit ihren 22 Gemeinden sei «durchaus bereit, Windkraftanlagen mitzutragen», jedoch nicht ohne Vorbehalte – die Landschaft sei ein «wichtiges Gut» in der Region. Daher solle der Fokus potenziell auf «geeignetere Möglichkeiten zur Energieerzeugung» wie Solarkraft oder Geothermie gelegt werden.
Bevölkerung soll mitreden
Die Gemeinde Elgg liegt gleich in vier Windpotentialgebieten. Der Elgger Gemeinderat betrachtet die Windräder aufgrund des Landschafts- und Tierschutzes mit «sehr grossen Bedenken» und bittet die Baudirektion «dringendst, die Potenzialgebiete nochmals zu überdenken».
Auch die Gemeinden Wiesendangen und Stammheim hegen Zweifel an der Umsetzung des Windkraft-Ausbaus. Die betroffene Bevölkerung soll ein Mitspracherecht haben und bei der Planung und Realisierung der Windparks stets involviert sein.
«Wohlwollende Grundstimmung» in Winterthur
Die Gemeinden Ossingen, Seuzach, Neftenbach, Kleinandelfingen und Zell äussern sich nur zurückhaltend zu ihren Stellungnahmen. Der Zweckverband Zürcher Planungsgruppe Weinland (ZPW) gewährt keine Einsicht in seine Stellungnahme zu den Windpotenzialgebieten der 20 Weinländer Gemeinden.
In Winterthur, in dessen Gemeindegebiet mit dem Berenberg und westlich der Mörsburg zwei Windpotentialflächen liegen, habe der Stadtrat noch nicht über das Vorhaben entschieden. RWU-Präsident Fritschi spüre aber «eine wohlwollende Grundstimmung zu Windanlagen».
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Offizieller Bericht noch nicht veröffentlicht
Bis zur offiziellen Veröffentlichung aller Stellungnahmen seitens Zürcher Regierungsrat kann es noch eine Weile dauern. Erst beim Antrag zur Anpassung des Richtplanes durch die Baudirektion wird ein sogenannter Mitwirkungsbericht publiziert werden. Aus diesem können dann detaillierte Einwendungen der Gemeinden eingesehen werden. Spätestens dann wird klar, mit wie viel Gegenwind die Regierung zu tun hat.
(Olivia Schär)