«Bei den Velorouten war Winterthur cleverer als Zürich»
Die «Veloroute Töss» in Winterthur ist ab Untere Briggerstrasse bis Drehscheibenplatz nach den planerischen Grundsätzen für Veloschnellrouten mit Sofortmassnahmen umgesetzt, teilt die Stadt Winterthur mit. Die Velorouten, wie die Eulachstadt die Veloschnellrouten nennt, sind mit roten Streifen an den Strassenrändern markiert. Ausserdem prangt auf dem Asphalt das stadteigene Logo für die Velorouten.
Der Verkehrsplaner Thomas Hug findet Gefallen an der Umsetzung in Winterthur – vor allem auch im Vergleich zur Velovorzugsroute in Zürich. Diese kam bei bei vielen Verkehrsteilnehmenden und Anwohnenden gar nicht gut an und sorgte für viel Verwirrung. «Bei der Veloroute in Winterthur gibt es weniger Autos als bei der Basler- oder Bullingerstrasse in Zürich», sagt Hug gegenüber ZüriToday. Deren Einführung mit Sofortmassnahmen war damit viel einfacher umzusetzen.
Komplett roter Belag statt grüner Seitenstreifen
Auch bei der Signalisation seiner Velorouten geht Winterthur einen anderen Weg als Zürich. Statt grüner gibt es hier rote Balken. Auch das gefällt Hug, der für die GLP in der Velokommission der Stadt Zürich agiert, besser. «Rot ist klar die Farbe für Velos. Velostreifen sind an vielen Orten rot eingefärbt.» In Zürich ergebe sich mit den grünen Streifen der Velovorzugsrouten ein farbliches Durcheinander mit rot und gelb.
Die Streifen in Winterthur sind allerdings nur eine temporäre Lösung. Sobald der Strassenbelag ersetzt werden muss, wird er bei einer Erneuerung komplett rot eingefärbt. «Winterthur hat hier die bessere Lösung», schätzt der Verkehrsplaner ein. Die Wirkung der Strasse sei ganz anders, wenn der komplette Belag gefärbt ist. Diese Umsetzung kenne man bereits aus Ländern wie Holland. Zuletzt sei es auch richtig, dass Winterthur vorerst auf Streifen setzt und die Strasse erst komplett rot färbt, wenn der Belag sowieso ersetzt werden muss.
Winterthur macht aus Velorouten eine Marke
Besonders auffällig bei den Winterthurer Velorouten ist ihr Logo, dass die Strasse ziert. Die Stadt kreiere damit quasi eine Marke, schätzt Hug ein. «Das ist eine gute Idee und sieht hübsch aus.» Allerdings glaube er, dass man so etwas nicht einfach auf die Strasse pinseln könne. Genormt sei dieses Logo schliesslich nicht.
Winti macht einiges besser in Sachen Velo wie Zürich: Klärt auf, was der rote Streifen soll und beschreitet mit der neuartigen Signaletik den Konfrontationskurs mit dem Astra. Solche Städte mit etwas Mut braucht es, um weiter zu kommen. #velozh pic.twitter.com/2MuRj70RdM
— Thomas Hug - thomas_verkehrt (@thomas_verkehrt) April 20, 2023
«Das Piktogramm bedarf keiner öffentlich-rechtlichen Verkehrsanordnung», teilt Christoph Oetiker vom Tiefbauamt Winterthur auf Anfrage mit. Eine Bewilligung musste die Stadt für ihr Logo also nicht einholen. Im Allgemeinen seien die Rückmeldungen zur neuen Veloroute bislang alle positiv. Von einer Aufregung, wie es sie in Zürich gab, ist in Winterthur also anscheinend keine Spur.
«Bezüglich Velorouten sind wir im regelmässigen Austausch mit Stadt und Kanton Zürich», erklärt Oetiker die Verkehrsplanung in Winterthur. «Die einzelnen Akteure tauschen ihre Erfahrungen untereinander aus, entwickeln aber auch eigene Ansätze. Die vorliegende Lösung wurde durch die Stadt Winterthur selber entwickelt.»
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.
Astra gewährt Handlungsspielraum bei der Gestaltung von Velobahnen
Ob grün oder rot, mit Streifen oder komplett farbigem Belag: Das Astra schreibt den Kantonen und Gemeinden nicht vor, wie die Velobahnen – so der gesetzlich geregelte Begriff – auszusehen haben. «Für die Umsetzung sind sie selbst zu ständig. Dabei geniessen die Kantone und Gemeinden Handlungsspielraum im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben», erklärt Thomas Rohrbach vom Astra.
Ausserdem gebe es keine Signalisation spezifisch für Velobahnen. Grüne Streifen oder rote Strassenbeläge sind keine Markierungen nach dem eidgenössischen Strassenverkehrsrecht, sondern bloss eine farbliche Gestaltung von Strassenoberflächen (FGSO). Die sogenannten FGSO haben den Zweck, den Strassenraum sichtbar und attraktiv zu gestalten.