Befürworter kommen trotz Niederlage und Kritik nicht ins Wanken
Quelle: ZüriToday / Eduard Brand
Masslos. Unverhältnismässig. Verfehlt. Diese Kritik müssen sich die Befürworter der Elternzeit auch nach der Niederlage an der Urne noch anhören. War die Elternzeit-Initiative gut gemeint, doch zu viel des Guten? «Nein, überhaupt nicht! 18 Wochen sind verhältnismässig und die Arbeitsmarktchancen bleiben so erhalten», verteidigt Rosmarie Quadranti (Die Mitte) das Vorhaben im Interview mit ZüriToday. Quadranti gehört dem überparteilichen Ja-Komitee an.
«Wir sind Schlusslicht der Schlusslichter»
Grünen-Kantonsrat Florian Heer richtet den Blick über die Landesgrenzen hinaus. «Wenn man den internationalen Vergleich anschaut, sind 18 Wochen pro Elternteil überhaupt nicht zu viel. Dort sind wir das Schlusslicht der Schlusslichter».
Laut Pro Juventute gibt es in der Tat in ganz Europa bereits eine Elternzeit von je mindestens 20 Wochen. Die Schweiz bildet das Schlusslicht. Hätte eine kantonale Abstimmung da überhaupt was ändern können? «Es war klar, dass nur eine Bundeslösung eine Chance hat», meint Regierungsrat Mario Fehr (parteilos).
«Kantonale Lösung ist suboptimal»
Die Mitte-Fraktionschefin im Kantonsrat, Yvonne Bürgin, bläst ins selbe Horn wie der Zürcher Regierungsrat: «Eine kantonale Lösung ist suboptimal. Wir müssen nun auf nationaler Ebene etwas hinbekommen, das weniger extrem ist.» Der Gegenvorschlag der Mitte wären 14 Wochen für beide Elternteile gewesen.
Auf beiden Seiten wird auch nach der deutlichen Abstimmung (64,76% Nein-Stimmen) über die optimale Länge der Elternzeit weiter. Für Mitte-Kantonsrätin Yvonne Bürgin gelten folgende drei Kriterien: «Die Dauer muss für die Eltern erträglich, für die KMU erträglich und zahlbar sein.»
Quelle: ZüriToday / Tobias Matsch
Derweil hält Rosmarie Quadranti (Die Mitte) an den gescheiterten 18 Wochen fest. «Internationale Studien belegen, dass 18 Wochen für Mami und Papi eine vernünftige Elternzeit sind.» Die Diskussionen werden also auch nach dem deutlichen «Nein» zur Elternzeit weitergehen. Doch wie geht es nun politisch weiter?
«Wir haben noch ganz viele Kinderbetreuungs-Vorstösse im Kantonsrat, denen wir hoffentlich zum Durchbruch verhelfen können», sagt SP-Co-Präsidentin Priska Seiler-Graf. Nachdem die Bürgerlichen als Alternative zur Elternzeit immer wieder auf die Kitas verwiesen haben, könnte man damit im Parlament tatsächlich einen Kompromiss erzielen.
(mat)