Zürich Oerlikon

Autoposer rauben Anwohnern am Wochenende den Schlaf

05.04.2022, 12:31 Uhr
· Online seit 05.04.2022, 05:48 Uhr
Seit Jahren sind die sogenannten Autoposer in Zürich ein Thema. Tag und Nacht rasen sie mit ihren aufgemotzten Wagen durch Wohngegenden und nerven die dortigen Anwohner. Patrick Schratz ist einer von ihnen. Schon lange begehrt er dagegen auf, doch bisher ohne Erfolg.
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Ein ganz normaler Freitagabend in der Friesstrasse in Oerlikon. Autos parkieren wahllos in der Strasse, pflastern die Seitenstrassen zu, Gehwege und Einfahrten sind versperrt, die dortigen Anwohner finden keinen Parkplatz und müssen daher ausserhalb ihres Kreises parkieren. Das zieht nicht nur einen langen Nachhauseweg nach sich, sondern im schlimmsten Fall eine Busse wegen Falschparkierens.

Doch das ist noch nicht alles. Endlich zu Hause angekommen, wartet schon das nächste Ärgernis auf die Anwohner: die sogenannten Autoposer. Sie fahren durch das Quartier mit ihren aufgemotzten Karren und frisierten Motoren. An erholsamen Schlaf und einen ausgeruhten Start ins Wochenende ist da nicht zu denken.

Lärmbelästigungen die ganze Nacht hindurch

Einer dieser Anwohner in der Friesstrasse ist Patrick Schratz. «Mich nerven diese Autoposer. Erst beschleunigen sie in kleinen Gängen und dann fahren sie auch noch im Rundkurs. Du hörst sie also nicht nur einmal, sondern andauernd», sagt Schratz zu ZüriToday. «Die haben ja kein bestimmtes Ziel, die wollen einfach nur angeben und ihre Autos mit den lauten Motorengeräusche in der Gegend präsentieren.»

Diese Lärmbelästigungen gehen bis spät in die Nacht, teils sogar in die frühen Morgenstunden hinein. Ungefährlich sei die Aktion auch nicht. «Wenn auf 100 bis 150 Meter voll beschleunigt wird, um dann wieder stark abzubremsen, ist das für Velofahrer und Kinder eine Gefahr», so der Anwohner. Schliesslich sei das eine Wohngegend. Darüber hinaus hat sich Schratz auch schon mehrmals bei der Polizei gemeldet. «Zweimal habe ich mich bei der Polizei aktiv beschwert, als die Poser im fünf Minuten Takt an meiner Wohnung vorbeirasten.»

Die Rennstrecke Friesstrasse ist bekannt

Das bestätigt auch die Zürcher Stadtpolizei gegenüber ZüriToday. «Um die Lärmbelästigungen im Gebiet der Friesstrasse in Oerlikon weiss die Stadtpolizei Zürich. Diesbezüglich gehen bei der Einsatzzentrale seit geraumer Zeit regelmässig Meldungen von verschiedenen Anwohnerinnen und Anwohnern ein», so Vivian Frei, Mediendienst Stadtpolizei Zürich. Darüber hinaus sei die Umgebung der Friesstrasse bereits frühzeitig als Schwerpunktgebiet eingestuft worden, welches auch besondere und vermehrt Massnahmen erfordere. «Wir reagieren sofort auf Meldungen aus der Bevölkerung und schicken Polizistinnen und Polizisten vor Ort», berichtet Frei.

Ausserdem sind in der ganzen Stadt Zürich Patrouillen im Einsatz, die bei Fehlverhalten sofort eingreifen und konsequent Personen ahnden können. «Darüber hinaus finden auch an den markanten Stellen in der Stadt – und dazu gehört auch die Friesstrasse – gezielt Aktionen statt», sagt der Mediensprecher der Stadtpolizei. Damit soll vor allem repressiv und präventiv gegen diese Lärmbelästigungen vorgegangen werden. «Bei der Planung werden Meldungen aus der Bevölkerung berücksichtig, damit sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort stattfinden.»

Die Massnahmen der Stadtpolizei Zürich sind aber nicht bei allen Anwohnern deutlich ersichtlich. «Gefühlt habe ich Blitzer in den letzten beiden Jahren ein- oder zweimal an der Friesstrasse gesehen und so eine Verkehrskontrolle habe ich auch erst ein einziges Mal erlebt», teilt Schratz ZüriToday mit. Allerdings sei er auch nicht rund um die zu Hause. Hinzu kommt, dass die Stadtpolizei Zürich auch oft zivil auf den Zürcher Strassen unterwegs ist. «So ist eher zielführend, die lärmverursachenden Personen ‹in flagranti› zu erwischen», fügt der Polizist an.

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Mehr Menschen ziehen weg 

Den Vorwurf von Seiten des Anwohners, die Polizei tue zu wenig und zeige zu wenig Präsenz, weist Vivian Frei entschieden zurück: «Die Stadtpolizei Zürich investiert viel in die Bekämpfung von Lärmbelästigung durch Fahrzeuge, optimiert laufend ihr Vorgehen und kann auch schon Erfolge vorweisen.» Alleine im ersten Quartal 2022 seien bereits 120 Fahrzeughalter verzeigt worden, deren Autos nicht den technischen Vorschriften entsprachen. «Allerdings sind es viele Fahrzeugtypen, deren Lärm als zu laut empfunden wird, die aber im gesetzlichen Normbereich liegen.» Damit verursachen sie Lärm, der noch erlaubt sei und da könne die Stadtpolizei nichts tun, berichtet Frei abschliessend.

Dafür habe Schratz auch Verständnis, dennoch sei er auch frustriert. «Man fühlt sich schon hilflos. Es ist laut und man kann effektiv nichts dagegen machen. Das kann sich niemand vorstellen, der da nicht wohnt, wie laut das ist.» Er wünscht sich, dass die Problematik aktiver von den zuständigen Behörden angegangen wird. Mehr Kontrollen und auch präventiv mehr Präsenz am Wochenende wären für ihn ein Anfang. «Ansonsten ziehen einfach immer mehr Menschen weg und das kann doch auch nicht die Lösung sein», stellt der Anwohner fest.

veröffentlicht: 5. April 2022 05:48
aktualisiert: 5. April 2022 12:31
Quelle: ZüriToday

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