Vom Grosi bis zum VIP

Andreas Suter killt die Milben in Zürichs Matratzen

08.05.2023, 08:41 Uhr
· Online seit 04.05.2023, 07:59 Uhr
Der Zürcher «Milbenjäger» Andreas Suter wirbt zurzeit mit einem auffälligen Flyer für Matratzenreinigungen. Sein Angebot sei gefragt, sagt er. Ein Schädlingsexperte sieht in den Reinigungen allerdings vor allem ein Geschäft.
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Ein scheinbar handgeschriebener Brief flatterte kürzlich in Zürcher Briefkästen. Der «Milbenjäger» bietet damit seine Dienste an – Matratzen- oder Sofareinigungen. Was etwas unbeholfen erscheint, ist eine clever durchdachte Marketingstrategie der Firma von Andreas Suter. Er gründete die «Milbenjäger» im Januar 2022 «eigentlich aus einem Jux heraus», wie er gegenüber ZüriToday verrät. Mittlerweile beschäftigt Suter ein Team von sieben Mitarbeitenden.

Ursprünglich kommt Andreas Suter aus dem Einbruchschutz, hatte Koch gelernt und arbeitete später noch im Sicherheitsbereich und als Verkäufer. Er ist schon jahrelang selbständig. Da es mit dem Einbruchschutz nun nicht mehr so toll lief, überlegte er sich nach der Coronazeit eine neue Einnahmequelle. Das Einbruchschutz-Business betreibt er aber immer noch.

«Eine Reinigung hat vor allem einen psycholgischen Effekt»

Suter glaubt an sein Businessmodell: «Tatsächlich muss es nicht wirklich sein, aber wenn man sieht, was dabei an Schmutz rauskommt, im wahrsten Sinne des Wortes, ist das schon krass.» Und die Leute könnten danach mit einem sicheren Gefühl schlafen, so der Milbenjäger. Von Staub über Schuppen, bis zu Schimmel und Milben – das alles könne vor allem für Allergiker zum Problem werden. Gerade von ihnen gäbe es sehr gutes Feedback.

Marcus Schmidt, Projektleiter Schädlingsprävention der Stadt Zürich, erklärt, dass eine professionelle Matratzenreinigung zwar für die Firmen ein gutes Geschäft sei, nicht aber zwingend nötig sei. «So eine Reinigung hat eher einen psychologischen Effekt. Reinlichkeit ist bei Schweizerinnen und Schweizern sehr tief verankert.» Die Hygiene werde dadurch nicht verbessert. Nur für allergische Personen mache es tatsächlich Sinn.

Ab 178 Franken pro Matratze

«Natürlich bekommen wir nicht den ganzen Milbenkot raus, aber es gibt eine deutliche Reduktion. Und damit mehr Lebenskomfort», sagt Andreas Suter. Über 600 Kunden hat der Milbenjäger nun schon. Und immer mehr, die den Service wieder buchen. Für eine Reinigung berechnet er Preise ab 178 Franken pro Matratze. Dafür ist sein Team rund 45 Minuten am Reinigen.

«Ich will den Menschen eine gute Dienstleistung bieten, wobei mir der Kundenkontakt wichtig ist. Und ich will wiederkehrende und vor allem glückliche Kunden», betont er. Die meisten seiner Mitbewerberberinnen und -bewerber, die auf dem Gebiet tätig seien, wollten vor allem Reinigungsgeräte an die Kundschaft bringen. «Das sind also eher Vertreter des Geräts. Das will ich aber keinesfalls.»

«Handgeschriebene» Flyer sind gut durchdacht

Nebst vielen älteren Menschen habe er auch einige sehr gut betuchte Kunden und sogar VIPs, wie er ausführt. «Interessanterweise habe ich festgestellt, dass meine Kunden sehr belesen sind. Fast überall, wo wir hinkommen, gibt es zahlreiche Bücher.» Oft müsse er persönlich dabei sein bei Kunden. «Dies wohl als Test, ob man meiner Firma vertrauen kann.»

Warum seine Werbeflyer wie eine Notiz eines guten Kumpels oder freundlichen Nachbarn daherkommen, erklärt er so: «Ich bin ja noch Geschäftsleiter der flyerzentrale.ch, bin also im Bilde, was an Flyern gut ankommt und auch gelesen wird.» Suter, der Tausendsassa: Mit diesem Business begann er 1997 als One-Man-Show. Von Flyer-Gestaltung, Druck und Verteilung hat er also schon mehr als genug Erfahrung.

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veröffentlicht: 4. Mai 2023 07:59
aktualisiert: 8. Mai 2023 08:41
Quelle: ZüriToday

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