Entsorgung und Recycling

«An der Langstrasse müssen die Putzkräfte eine dicke Haut haben»

· Online seit 13.04.2023, 07:21 Uhr
Wer putzt eigentlich die Langstrasse nach einer durchzechten Partynacht? ZüriToday hat bei Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ) nachgefragt, wer für die aufwändigen Aufräumarbeiten zuständig ist.
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Was an der Langstrasse passiert, bleibt an der Langstrasse. So ergeht es auch all den Bierdosen, Glasflaschen, Plastikbechern und Zigistummeln, die nach einer durchzechten Nacht an der längsten Partymeile Zürichs liegenbleiben.

Trotzdem ist es immer wieder erstaunlich, wie aufgeräumt die Strasse jeden Morgen ist. Kaum einer Scherbe muss man ausweichen und auch die Abfalltürme neben den öffentlichen Kübeln sind bereits verschwunden.

Welche fleissigen Heinzelmännchen und -frauchen hier wohl am Werk sind? Das hat ZüriToday bei Tobias Nussbaum, Mediensprecher von Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ), nachgefragt – und erkenntnisreiche Antworten erhalten.

Herr Nussbaum, was ist an der Langstrasse reinigungstechnisch anders als an anderen Orten Zürichs?

Die Langstrasse ist tatsächlich speziell, weil insbesondere am Wochenende und in der Nacht viel Abfall und Scherben produziert werden. Zugleich ist die Langstrasse eine wichtige Verkehrsachse, die unter anderem von der VBZ-Buslinie befahren wird. Die Langstrasse muss deshalb ausserhalb der VBZ-Betriebszeiten gereinigt werden, also vor dem ersten Bus um fünf Uhr. Nachts wird aus Lärmschutzgründen nicht gereinigt. Deshalb sind unsere Mitarbeitenden am frühen Morgen unterwegs, bevor der Bus wieder fahrplanmässig fährt. In den frühen Morgenstunden finden die Reinigungsarbeiten manchmal statt, während die Party noch im Gang ist.

Wann beginnen die Reinigungsarbeiten?

Die Putzequipe beginnt am frühen Morgen zwischen vier und fünf Uhr mit den Reinigungsarbeiten. Normalerweise geht die Reinigung der ganzen Strasse und deren Nebenstrassen nach einer «normalen» Nacht am Wochenende sechs Stunden. Im Laufe des Tages werden die Hotspots mehrfach gereinigt. An diesen Orten werden die Abfallbehälter bis abends um 20 Uhr mehrfach geleert.

Wie viele Mitarbeitende setzen Sie ein?

Die Stadtreinigung ist in drei Regionen unterteilt: Nord, West und Süd. Innerhalb der Regionen gibt es verschiedene Gruppen mit 11 bis 16 Mitarbeitenden. Im Vergleich mit anderen Orten in Zürich setzen wir an der Langstrasse mehr Putzkräfte pro Gruppe ein. Jede Gruppe besteht aus drei bis vier Mitarbeitenden und es sind bis zu drei Gruppen im Einsatz. Diese arbeiten in drei verschiedenen Zeitfenstern à 8 Stunden.

Wie gehen die Putzkräfte vor?

Die Abfallbehälter werden von früh bis spät durch Mitarbeitende der Stadtreinigung geleert. Das Ziel ist, dass sie nie voll sind, damit kein Abfall auf der Strasse entsorgt werden muss.

Die Strassen und Plätze werden mit einem Wischfahrzeug gereinigt. Die Vorwischer und Vorwischerinnen stellen sicher, dass kein Abfall liegen bleibt. Sie wischen Abfälle unter Sitzbänken und anderen verwinkelten Stellen hervor, die mit der Maschine nicht erreichbar sind. Die Reinigungsmaschine nimmt diese Abfälle anschliessend auf. Die Reinigung ist mit sehr viel Handarbeit verbunden.

Was ist, wenn sich unerwartet viel Abfall ansammelt?

Bei speziellen Vorkommnissen, zum Beispiel nach einer spontanen Feier, einer Kundgebung oder einem Unfallereignis, kann die Stadtreinigung von der Stadtpolizei aufgeboten werden. Diese Arbeiten werden kurzfristig durch die Mitarbeitenden abgedeckt, die schon im Einsatz sind.

Wie ist die Arbeit für die Putzkräfte?

Wir können auf viele langjährige Mitarbeitende zählen, die ihre Gebiete sehr gut kennen. Sie sind routiniert in ihrer Arbeit und fuchsen neue Kolleginnen und Kollegen in die Besonderheiten «ihres» Quartiers ein. Bei vielen Mitarbeitenden entsteht mit der Zeit eine Verbundenheit zum Quartier, in dem sie arbeiten. An der Langstrasse erleben unsere Mitarbeitenden von der Bevölkerung sehr viel Wertschätzung. Zuweilen müssen sie aber auch eine dicke Haut haben.

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veröffentlicht: 13. April 2023 07:21
aktualisiert: 13. April 2023 07:21
Quelle: ZüriToday

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