Geologe ordnet ein

Tödlicher Steinschlag wie bei Rigi kann überall passieren

22.03.2023, 07:37 Uhr
· Online seit 22.03.2023, 06:10 Uhr
Vergangenen Sonntag hat sich am Fusse der Rigi ein tragischer Unfall ereignet. Ein 56-Jähriger wurde von einem schweren Stein eingeklemmt und getötet. Ein Geologe erklärt, dass dies überall passieren könnte.
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Zwei Wanderer wollten vergangenen Sonntag um 10.30 Uhr einen Steilhang hinauf wandern. Ereignet hat sich dies auf dem «Guggähürliweg» in Arth, 400 Meter oberhalb der Autobahn. Dabei löste sich beim Klettern ein grösserer Stein, der einen der Wanderer einklemmte. Er verstarb noch vor Ort an den Folgen seiner Verletzungen.

Überall möglich, aber sehr selten

Gesteinsbrocken können sich grundsätzlich überall in steilem Gelände lösen, erklärt Fritz Schlunegger, Geologe an der Universität Bern. In den vergangenen Wochen häuften sich die Berichte über Steinschläge in der Schweiz. Gerade im Hochgebirge hängt dies gemäss dem Experten mit der fortlaufenden Klimaerwärmung zusammen.

«Im Flachland erwarten wir vermehrt Niederschläge in Form von Regen anstelle von Schnee, insbesondere im Winter.» Deshalb sei der Untergrund öfters durchnässt. «Dies erhöht die Anfälligkeit für das Loslösen von Gesteinen und Gesteinsbrocken», so der Geologe.

Ob es wirklich eine Zunahme an Steinschlägen im Gebirge gibt, ist nicht abschliessend zu sagen. «Wir sind vermehrt auf solche Ereignisse sensibilisiert und durch die zunehmende Berichterstattung wird es eher als Bedrohung wahrgenommen», erklärt Fritz Schlunegger weiter.

Frostsprengung im Frühling am häufigsten

Die Gefahr von Steinschlägen sei zudem saisonabhängig. «Dies ist insbesondere im Frühling der Fall und hängt mit sogenannten Frost-Tau-Zyklen zusammen.» Dabei handelt es sich um das Tauen und Gefrieren des Wassers im Porenraum und Klüften von Gesteinen, dies wirkt beschleunigend.

Dieser Prozess wird auch als Frostsprengung bezeichnet. Die Temperaturen im Frühling begünstigen diese Frostsprengung. Dadurch erhöht sich auch die Steinschlaggefahr in dieser Jahreszeit. Um Unfälle wie bei der Rigi zu vermeiden, würden die offiziellen Wanderwege auf solche Gefahren hin regelmässig überprüft und entsprechende Massnahmen ergriffen.

Unmöglich, alle Gefahren vorauszusehen

Schlunegger betont, dass Unfälle, bei denen Menschen von Steinen getroffen werden, zwar sehr selten sind. «Allerdings ist es nicht möglich, alle Gefahren vorauszusehen und zu verhindern.» Deshalb empfiehlt er, in steilem Gelände mit brüchigem Gestein, die Augen und Ohren offenzuhalten, um herunterrollende Gesteinsbrocken rechtzeitig wahrzunehmen.

«Eine solche Vorsichtsmassnahme kennen wir auch vom Hochgebirge, um einem möglichen Steinschlag auszuweichen oder sich davor zu schützen», so Schlunegger. Zu brüchigem Gestein gehört zum Beispiel die Nagelfluh – also jenes Gestein, das den Wanderer am Fusse der Rigi erdrückt hatte.

Warnschilder nicht zielführend

Maurus Köchli, Verantwortlicher für den Langsamverkehr im Kanton Schwyz, bedauert den tödlichen Vorfall am Fusse der Rigi. Massnahmen wie Warnschilder, die Wanderer auf die Gefahren abseits des Wanderweges hinweisen, hält Köchli nicht für zielführend.

Schlussendlich hätten die Wanderer eine grosse Eigenverantwortung. «Alleine im Kanton Schwyz haben wir rund 1'700 Kilometer signalisierte Wanderwege. Wenn etwas ausserhalb der Wege passiert, können wir nicht viel machen», so Köchli.

Die genauen Details zum Unfallhergang an der Rigi werden aktuell untersucht.

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veröffentlicht: 22. März 2023 06:10
aktualisiert: 22. März 2023 07:37
Quelle: PilatusToday

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