Krebsrisiko steigt

Regenwasser ist an allen Orten der Welt mit Chemikalien verseucht

· Online seit 11.08.2022, 09:24 Uhr
Chemikalien aus Shampoos, Verpackungen oder Kosmetika sind mittlerweile derart weit verbreitet, dass sie nicht mehr von der Erde verschwinden werden, wie eine Studie belegt. Dies hat auch Einfluss auf die Qualität des Regenwassers.
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Regenwasser ist so stark mit Chemikalien belastet, dass es an keinem Ort der Welt Trinkwasserqualität erreicht. Selbst in der Antarktis oder im Hochland von Tibet liege der Anteil besonders langlebiger, schädlicher Chemikalien «um das 14-fache höher» als die von der US-Umweltbehörde EPA empfohlenen Werte für Trinkwasser. Dies schreibt der «Tages-Anzeiger», der sich auf eine Studie von Ian Cousins, ein englischer Umweltwissenschaftler, bezieht.

Sogenannte PFAS, per- und polyfluorierter Chemikalien, kommen in vielen Produkten wie Shampoos oder Make-up sowie in Verpackungen vor und zerfallen nur sehr langsam. Sie werden daher auch «ewige Chemikalien» genannt. PFAS verbreiten sich seit Jahren auch in der Umwelt und werden bei Messungen im Wasser und in der Luft nachgewiesen.

Chemikalien können Impfstoffwirkungen bremsen

Cousins zufolge sind PFAS mittlerweile «so hartnäckig» und allgegenwärtig, dass sie nicht mehr von der Erde verschwinden werden. «Wir haben den Planeten unumkehrbar verseucht», sagte der Forscher, der als Professor an der Universität Stockholm arbeitet. Für die Studie hatte er mit seinem Team seit dem Jahr 2010 gesammelte Daten untersucht.

Die US-Umweltbehörde EPA hatte die in der Studie zum Abgleich genutzten empfohlenen Grenzwerte für PFAS erst kürzlich gesenkt. Der Grund seien neue Erkenntnisse, wonach die Chemikalien die Immunreaktion von Kindern auf Impfstoffe beeinträchtigten könnten, sagte Cousins.

Im menschlichen Körper sind Werte zurückgegangen

PFAS reichern sich im menschlichen Körper an. Einige Studien kommen dabei zu dem Schluss, dass die Chemikalien Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben oder zu Entwicklungsverzögerungen bei Kindern führen können. Auch ein erhöhtes Risiko für Fettleibigkeit sowie bestimmte Krebsarten wie Prostata-, Nieren- oder Hodenkrebs wird angeführt, ebenso wie erhöhte Cholesterinwerte.

Cousins erklärte indes, im menschlichen Körper seien die PFAS-Werte in den vergangenen 20 Jahren deutlich zurückgegangen. In der Umwelt seien die Werte hingegen gleichgeblieben.

Die Menschheit müsse lernen, mit der Verschmutzung durch PFAS zu leben, sagte Cousins angesichts der Studienergebnisse. Er mache sich «keine riesigen Sorgen» über die Auswirkungen auf die Folgen der Kontamination von Quellwasser oder Nahrung. Der Mensch habe die Umwelt aber so verschmutzt, dass der alltägliche Kontakt mit ihr «nicht wirklich sicher» sei.

(mhe)

veröffentlicht: 11. August 2022 09:24
aktualisiert: 11. August 2022 09:24
Quelle: Today-Zentralredaktion

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