Cultural Appropriation

Modefans sollen Wildkatzen für Animal-Prints bezahlen

· Online seit 08.08.2022, 12:54 Uhr
Etwas zu reproduzieren und daraus Gewinn zu machen, gilt als kulturelle Aneignung. Als jüngstes Schweizer Beispiel zählt ein abgebrochenes Konzert in Bern. Und wie sieht es mit Animal-Print auf Kleidung aus? Forscher finden, dass man die Tiere entschädigen soll.
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Kommt bald ein Copyright für das Tragen von Tiermuster auf Kleidung und Accessoires? Wenn es nach englischen Forschenden geht, wäre das durchaus eine Möglichkeit. Im Rahmen der in letzter Zeit immer wieder in den Medien thematisierten kulturellen Aneignung, kam auch das Thema Tierschutz und Fashion auf.

Leo-Muster als Geldmaschine

Seit Jahrzehnten sind Tiermuster auf Kleidern, Taschen, etc. nicht mehr wegzudenken. Zählt dies denn auch als «cultural appropriation»? Eine britische Forscherin gab gegenüber einem Online-Journal an, dass die Verwendung von zum Beispiel Leopardenmuster «the biggest case of cultural appropriation» sei.

Dazu führte sie anhand eines Onlineshops aus, wie viel Geld durch die Vermarktung des Tiermusters alleine auf einer Plattform zusammenkomme. Auf der genannten Plattform wurden über 19'000 Artikel mit Leo-Muster angeboten, schreibt die «NZZ am Sonntag».

Geld soll in Artenschutz fliessen

Die Copyright-Idee rechtfertigt die Forscherin damit, dass das Tier dem Menschen Inspiration liefere, aber nichts von dessen Gewinn erhalte. Die Idee der Forscherin lautet, dass Unternehmen, die Leo-Muster zu kommerziellen Zwecken nutzen, dafür bezahlen sollen. Die Gelder sollen dann dem Artenschutz zugutekommen. Leoparden sind stark gefährdet und der Bestand bedroht.

Konzertabbruch in Bern

Das Leo-Copyright hat zwar mehr mit Natur statt mit Kultur zu tun, macht für die Forschenden aber trotzdem Sinn. Etwas wird einer Gruppe von Lebewesen zugeordnet und wird für kapitalistische Zwecke enteignet. Das treffe auf zum Beispiel Reggae-Musik, aber auch auf Tiermuster zu. Jüngst sorgte ein abgebrochenes Konzert in Bern für Aufsehen. Eine Band mit weissen Musikern mit Dreadlocks spielte Reggae-Musik und einige Besuchenden haben dies als problematisch empfunden.

Würde ein solches Leo-Copyright eingeführt, hätten rein theoretisch tausende Tier- aber auch Pflanzenarten Anrecht auf eine gleichwertige Entschädigung. Bei den Wildkatzen anzufangen, wäre laut den Forschenden aber durchaus ein Anfang.

(roa)

veröffentlicht: 8. August 2022 12:54
aktualisiert: 8. August 2022 12:54
Quelle: Today-Zentralredaktion

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