Bald keine Sangría mehr?

In Spanien mangelt es an Eiswürfeln

08.08.2022, 09:21 Uhr
· Online seit 08.08.2022, 07:42 Uhr
Unter anderem die Hitzewelle führte in Spanien zu einer erhöhten Nachfrage nach Eiswürfeln. In den Supermärkten in Madrid und Barcelona, auf Mallorca und Ibiza sind die Eiswürfel-Tiefkühlfächer inzwischen fast immer leer.
Anzeige

Mallorca-Besucher werden in Hotels, Restaurants und Bars möglicherweise bald auf Sangría verzichten müssen. Für das wohl beliebteste Sommergetränk Spaniens sind nämlich Eiswürfel unerlässlich – und diese werden nicht nur auf der Ferieninsel im Mittelmeer, sondern im gesamten Ferienland immer knapper.

Die erhöhte Nachfrage aufgrund der Hitzewellen und die Steigerung der Produktions-, Lagerungs- und Transport-Preise führten zu einem Eiswürfelmangel, der immer gravierender wird. «Überall im Land mangelt es an Eiswürfeln», schrieb die Zeitung «El Mundo».

«Unternehmen fragen weinend um Eis»

Unternehmer Miguel Ángel Vázquez Gavira kennt die Lage sehr gut. In Spanien wird er «Rey del Cubito», «König des Eiswürfels», genannt, weil er mit seiner Firma einen Anteil von über 20 Prozent am heimischen Markt hat und auch in anderen Ländern Europas tätig ist. Im Interview mit der Sonntagsausgabe von «El Mundo» erzählt er: «Jeden Tag bekomme ich Anrufe von Unternehmern, die mich weinend um Eis anflehen.» Das habe er noch nie erlebt. «Und das Schlimmste kommt noch. Die nächsten Wochen werden dramatisch sein», warnt der 56-Jährige.

In den Supermärkten in Madrid und Barcelona, auf Mallorca und Ibiza sind die Eiswürfel-Tiefkühlfächer inzwischen fast immer leer. Lieferfirmen und grosse Supermarktketten wie Mercadona rationieren das Eis bereits seit Tagen. Viele Firmen beliefern nur noch Stammkunden. «Wenn wir an alle verkaufen müssten, würde das Eis eine Stunde reichen», wurde Mateo Obrador, Partner des Vertriebsunternehmens JOP, von der Zeitung «Diario de Mallorca» zitiert.

Versechsfachte Preise

Nach Branchenangaben kletterte die Nachfrage im Sommer von sonst vier auf acht Millionen Kilo pro Tag. Dabei würden täglich nur zwei Millionen produziert. Im Winter sei wegen der hohen Strompreise anders als sonst praktisch überhaupt nicht auf Vorrat produziert worden. Die Eis-Preise hätten sich derweil zum Teil versechsfacht.

Des einen Leid ist – wie so oft – des anderen Freud: Die Gewinner der Krise sind Bars, die über eine eigene Eismaschine verfügen. «Wir haben keinen Mangel bemerkt», kommentierte ein Cocktailkellner in der bekannten Bar «Nicolás» der Inselhauptstadt Palma. Ganz anders ist die Lage in der nahegelegenen Bar «Lili's»: Bestellungen, die früher «innerhalb von zwei Stunden» eintrafen, verzögerten sich nun um «bis zu 48 Stunden», erzählte Besitzerin Lili Zolatorova der «Diario de Mallorca». Oft komme das Eis nur kurz vor Feierabend.

(sda/bza)

veröffentlicht: 8. August 2022 07:42
aktualisiert: 8. August 2022 09:21
Quelle: Today-Zentralredaktion

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch