Nach Outing

Fifa-Schiedsrichter: «Bis zu 40 Prozent im Fussball sind homosexuell»

· Online seit 24.08.2022, 12:57 Uhr
Der Brasilianer Igor Benevenuto hat sich als erster Fifa-Schiedsrichter als homosexuell geoutet. Nun spricht er über das Tabuthema «Homosexualität» im Profifussball.
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Der brasilianische Schiedsrichter hat in einem Podcast seine Homosexualität öffentlich gemacht – als erster Fifa-Schiedsrichter überhaupt. Kurz darauf sprach er auch darüber, wie viele Profifussballer und andere Beteiligte im Business ihre Homosexualität weiterhin verbergen würden. «Wenn wir alle Beteiligten, also Funktionäre, Trainer, Spieler und Schiedsrichter zusammennehmen, dann sind 30 bis 40 Prozent homosexuell, bisexuell oder hatten mal etwas mit einem Mann», so Benevenuto in einem Interview mit dem «Spiegel».

«Ein Tropfen im Ozean des Wandels»

«Man würde sich wundern, wer alles in dieser Branche homosexuell ist», sagte er weiter. Der 41-Jährige wolle mit seinen Worten andere dazu motivieren, den gleichen Schritt zu gehen und sich nicht mehr zu verstecken. «Es ist traurig, es gibt noch immer Vorurteile. Ich werde es nicht mehr erleben, dass sich die Situation komplett ändert. Aber ich kann ein Tropfen im Ozean des Wandels sein.»

Benevenuto stand auch auf der Liste der potenziellen Videoschiedsrichter für die WM in Katar, wurde aber nicht nominiert. Auf die WM angesprochen, die in einem ultra-konservativen Land wie Katar stattfindet, sagt der Schiedsrichter: «Ich glaube daran, dass eine WM auch die Chance zur Verbesserung bietet. Vielleicht können sich Sitten und Regeln ändern.»

«Ich litt unter Depressionen»

In seinem Heimatland Brasiliens sorgte Benevenutos Coming Out für Schlagzeilen. «In Brasilien galt Homosexualität als eine Krankheit wie Alkoholismus, die man überwinden könne. Und ich habe das jahrelang geglaubt. Ich litt unter Depressionen und durchlebte dunkle Stunden, abends betete ich zu Gott: Erlöse mich von dieser Krankheit», so der Schiedsrichter abschliessend im Interview.

(baz)

veröffentlicht: 24. August 2022 12:57
aktualisiert: 24. August 2022 12:57
Quelle: Today-Zentralredaktion

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