In der mehrheitlich von ethnischen Serben bewohnten nördlichen Region Kosovos kam es zu Strassenblockaden und zu Schusswechseln mit der Polizei. Verletzt wurde dabei zunächst niemand. Die Beamten seien von drei verschiedenen Gruppen in der Nähe des Grenzübergangs Bernjak beschossen worden, teilte die Polizei mit.
Auslöser der Proteste
Hintergrund ist ein anhaltender Streit über die gegenseitige Nichtanerkennung von Ausweisdokumenten und Autokennzeichen zwischen Serbien und dem Kosovo. Aus Protest traten zahlreiche serbischstämmige Polizisten im Kosovo zurück. Am Samstag wurde nun einer der ehemaligen Polizisten verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, Angriffe auf Wahllokale bei den Kommunalwahlen geplant zu haben.
Aktuelle Lage
Auf die Verhaftung reagierten Serben im Kosovo am Samstag mit Strassenblockaden. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic kündigte zudem an, dass er bei der Kosovo-Schutztruppe KFOR die Verlegung von bis zu 1000 serbischen Soldaten und Polizisten in den Kosovo beantragen wolle.
Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher
Kosovos Ministerpräsident Albin Kurti reagierte darauf mit den Worten: «Serbien droht dem Kosovo seit einigen Tagen mit Aggression. Der Präsident und Premierminister von Serbien fordern die Rückkehr der serbischen Armee in den Kosovo», schrieb er bei Facebook. «Wir wollen keinen Konflikt, wir wollen Frieden und Fortschritt. Aber wir werden mit aller Macht, die wir haben, auf Aggression reagieren», fügte Kurti hinzu.
Wahlen verschoben
Die geplanten Kommunalwahlen für den 18. und 25. Dezember im Norden des Kosovos wurden nun auf April 2023 verschoben. Grund dafür: die wachsende Spannung. Am Dienstag hatten militante Serben mit Schüssen in die Luft Wahlhelfer und Polizisten vertrieben, die die Wahlen vorbereiten wollten. Daraufhin verstärkte Kosovos Polizei ihre Einsatzkräfte im Nordteil der geteilten Stadt Mitrovica. 300 zusätzliche Polizisten bezogen Stellungen in den von Albanern und Bosniaken bewohnten Ortsteilen in der ansonsten mehrheitlich serbischen Stadthälfte.
Die Wahlen wurden notwendig, weil die serbischen Bürgermeister und Gemeindevertreter in vier Gemeinden im Nord-Kosovo ihre Ämter niedergelegt hatten. Damit hatten sie gegen eine inzwischen ausgesetzte Kfz-Kennzeichenverordnung der Regierung in Pristina protestiert. Mehrere westliche Diplomaten hatten zuvor zum Aufschub dieser Wahlen aufgerufen.
Konflikt zwischen Serbien und Kosovo
Seit vielen Jahren schwelt der Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo. Die Frage um die Zugehörigkeit des Kosovos reicht weit in die Geschichte zurück und birgt auch heute noch erhebliches Konfliktpotenzial und verhindert einen konstruktiven Dialog der Parteien.
Die Kosovo-Albaner treten kompromisslos für die Unabhängigkeit des Kosovo ein, dagegen besteht die serbische Führung darauf, dass Kosovo immer noch ein Teil Serbiens ist und es auch bleiben soll.
(joe/sda)