Religion

«Die kommen nicht zurück»: Aargauer Landeskirchen laufen die Mitglieder davon

30.03.2023, 18:47 Uhr
· Online seit 30.03.2023, 10:10 Uhr
Die beiden Aargauer Landeskirchen haben auch im vergangenen Jahr viele Mitglieder verloren. Aus der Reformierten Kirche traten 4365 Personen aus. Dies ist mit 3,0 Prozent die bislang höchste Quote. Aus der Römisch-Katholischen Kirche traten 2,2 Prozent oder 4363 Personen aus.
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Ende Jahr zählten die 75 Kirchgemeinden der Reformierten Kirche Aargau laut eigenen Angaben vom Donnerstag noch 144'155 Mitglieder. Neben den Austritten registrierte die Kirche auch 176 Neueintritte – 17 Prozent weniger als im Vorjahr. «Der reformierte Kirchenrat hat Anfang 2021 einen ambitionierten Reformprozess angestossen. Ziel ist es, die Kirche in der Wahrnehmung ihres Auftrags unter veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu stärken», hält der reformierte Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg fest.

Der Mitgliederschwund sei ein europaweites Phänomen, sagt Claudia Daniel-Siebenmann, Sprecherin der Reformierten Landeskirche Aargau, gegenüber Tele M1. «In den Kirchen in Deutschland oder England gibt es überall so viele Austritte, das ist die gesellschaftliche Situation, in der wir stecken. Viel dagegen machen können wir als Aargauer Landeskirche eigentlich fast nicht.»

Daniel-Siebenmann bleibt realistisch: «Das Ziel ist nicht, die Leute zurückzubringen. Ich glaube, diese Illusion darf man sich nicht machen. Die kommen nicht zurück. Nicht in dem Mass, wie wir sie verloren haben.»

Die Römisch-Katholischen Kirche Aargau zählte 197'728 Mitglieder. Der Rückgang stagniere auf hohem Niveau der Vorjahre, hielt die Kirche in einer Medienmitteilung vom Donnerstag fest. 205 Personen traten der Kirche neu bei – etwas mehr als in den Vorjahren. «Es ist unabdingbar, dass die Institution Kirche die Glaubwürdigkeit zurückgewinnt. Nebst täglichem Engagement vor Ort sind dazu auch radikale Reformschritte auf Ebene Bistum und Weltkirche vonnöten. Daran arbeiten wir», lässt sich der katholische Kirchenratspräsident Luc Humbel zitieren.

Auch der Papst beteiligt sich daran. «Das erste Mal in der über zweitausendjährigen Geschichte hat der Papst dazu aufgerufen, dass jeder Gläubige sich melden und sagen kann, wo er das Gefühl hat, dass die Kirche einen Erneuerungsbedarf hat», sagt Humbel zu Tele M1. Manche stören sich beispielsweise an der Kirchensteuer und treten deshalb aus. Im Aargau wurde nun eine neue Kampagne gestartet: Wer Zweifel habe, könne auf der Website nachsehen, wohin das Geld der Kirchensteuer geht.

Wie die Aargauer Bevölkerung über den Kirchenaustritt denkt, erfährst du im Beitrag oben.

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(crb/sda)

veröffentlicht: 30. März 2023 10:10
aktualisiert: 30. März 2023 18:47
Quelle: ArgoviaToday

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