Indonesien

Über 120 Personen sterben bei Massenpanik nach Fussballspiel

02.10.2022, 15:57 Uhr
· Online seit 02.10.2022, 06:34 Uhr
In Indonesien sterben nach einer Massenpanik bei einem Fussballspiel mehr als 100 Menschen. Es ist eine der schwersten Katastrophen der Fussball-Geschichte.

Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher

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Bei schweren Ausschreitungen im Anschluss an ein Fussball-Spiel in der indonesischen Provinz Ost-Java sind laut Behördenangaben mindestens 125 Menschen ums Leben gekommen. Erst wurde von 174 Todesopfern gesprochen - die Zahl wurde im Verlaufe des Nachmittags korrigiert.

Die ursprünglich höhere Zahl sei dadurch entstanden, dass einige Leichen mehr als einmal gezählt worden seien, erklärte der nationale Polizeichef Listyo Sigit Prabowo am Sonntag. Basierend auf der Überprüfung durch die polizeiliche Einheit zur Identifizierung von Katastrophenopfern und das Gesundheitsamt liege die offizielle Zahl der Todesopfer vorerst bei 125, sagte Prabowo.

Einsatz von Tränengas nach Platzsturm

Die Massenpanik ist eine der schwersten Katastrophen der Fussball-Geschichte. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt, um randalierende Fans zu zerstreuen, sagte der Polizeichef der Provinz, Nico Afinta, zuvor bei einer improvisierten Pressekonferenz. 34 Menschen seien auf dem Spielfeld des Kanjuruhan-Stadions ums Leben gekommen, alle weiteren in Krankenhäusern, sagte Afinta laut dem Radiosender «Elshinta» und dem Sender «tvOne» weiter. Zur Ursache für die Ausschreitungen machte er zunächst keine Angaben.

Zu den Ausschreitungen war es nach dem Erstliga-Spiel zwischen Arema FC und Persebaya FC gekommen. Im Anschluss an die 2:3-Niederlage in Malang hatten Tausende Zuschauer den Platz gestürmt. Auf Fotos, die auf der Seite von «tvOne» veröffentlicht wurden, ist unter anderem ein völlig zerstörtes Auto im Stadion zu sehen. Weitere Bilder zeigen den Platzsturm sowie Rauchschwaden auf dem Platz und auf den Tribünen.

Eine «herzzerreissende Tragödie»

Der indonesische Präsident Joko Widodo forderte in einer Ansprache eine «gründliche» Untersuchung. Zudem ordnete er nach eigenen Angaben an, dass der Spielbetrieb in der ersten Liga bis zu einer Auswertung der Untersuchungen und Verbesserungen durch den indonesischen Verband PSSI gestoppt werde. Widodo sprach den Opfern sein Beileid aus.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International setzt sich für eine Untersuchung des Tränengaseinsatzes durch die Polizei ein. Es müsse sichergestellt werden, «dass eine derartige herzzerreissende Tragödie nie wieder passiert», sagte Usman Hamid von Amnesty International in einer Mitteilung. Tränengas solle niemals auf begrenztem Raum eingesetzt werden.

Auch die FIFA reagiert

Mit grosser Betroffenheit reagierte der Schweizer FIFA-Präsident Gianni Infantino. «Die Fussballwelt ist nach den tragischen Vorfällen in einem Schockzustand», sagte der 52-Jährige: «Dies ist ein dunkler Tag für alle, die im Fussball involviert sind, und eine Tragödie jenseits aller Vorstellungskraft.»

Die FIFA forderte vom indonesischen Verband einen Bericht über das Unglück an. Die FIFA-Regeln schreiben vor, dass Ordnungskräfte und Polizisten in Stadien keine Schusswaffen oder Reizgas bei sich tragen oder einsetzen dürfen.

Spielbetrieb für eine Woche ausgesetzt

Die Fussball-Clubs Arema und Persebaya sprachen den Opfern und ihren Familien ihr Beileid aus. «Arema FC spricht tiefes Beileid für die Katastrophe in Kanjuruhan aus. Das Management von Arema FC ist auch für den Umgang mit den Opfern verantwortlich, sowohl für die Toten als auch für die Verletzten», sagte Vereinschef Abdul Haris. Der Club werde ein Krisenzentrum und eine Opferinformationsstelle einrichten. «Bei den Familien der Opfer entschuldigt sich das Management von Arema FC zutiefst und ist bereit, eine Entschädigung zu leisten. Das Management ist bereit, Vorschläge für den Umgang mit der Katastrophe anzunehmen, damit viele gerettet werden», erklärte Haris.

Der indonesische Fussball-Verband (PSSI) setzte den Spielbetrieb in der ersten Liga für eine Woche aus. Arema wurde die Austragung von Heimspielen für den Rest der Saison untersagt. Zudem habe der Verband ein Untersuchungsteam eingesetzt, das noch am Sonntag seine Arbeit aufnehmen sollte. «PSSI bedauert die Aktionen der Aremania-Anhänger im Kanjuruhan-Stadion. Es tut uns leid und wir entschuldigen uns bei den Familien der Opfer und bei allen Beteiligten für den Vorfall», sagte der Verbandsvorsitzende Mochamad Iriawan. Man werde die Polizei bei der Aufklärung unterstützen.

(red.)

veröffentlicht: 2. Oktober 2022 06:34
aktualisiert: 2. Oktober 2022 15:57
Quelle: sda

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