Der Soundtrack einer ganzen Stadt stammt aus der Feder dieses Mannes
Imposante Arrangements fürs Orchester, dazu eine butterweiche Stimme, ein eingängiger Refrain: Thom Bell erschuf so den «Sound of Philadelphia». Jetzt ist er im Alter von 79 Jahren gestorben.
Zusammen mit Kenny Gamble und Leon Huff war er Teil der «Mighty Three». Gamble sagt: «Tommy und ich waren über 60 Jahre die besten Freunde. Als wir uns erstmals trafen, entschieden wir uns, zusammen Songs zu schreiben. Er hatte so ein grosses Talent. Sein Name wird ewig weiterleben.»
Das Erfolgsrezept Bells war simpel, zumindest beschrieb er es so in einem Interview vor zwei Jahren: «Ich schreibe einfach, was angenehm tönt. Es ist völlig egal, ob es laut – big-bam-boom James Brown – oder anders ist. Es muss angenehm tönen.»
Gründer des «Philly Soul»
Bell wuchs in West Philadelphia mit neun Geschwistern auf, seine Eltern waren Musiker, eine Leidenschaft, die er von ihnen erbte. Er studierte klassisches Piano. Doch Pop und Soul wurde seine Liebe.
Der Durchbruch als Produzent und Hitschreiber gelang ihm für die Delfonics. «La-La Means I Love You» und «Didn't I Blow Your Mind» wurden zu Eckpfeilern des Souls (und in «Jackie Brown» von Quentin Tarantino auch filmisch unsterblich gemacht). Der «Philadelphia Soul» war geboren und eroberte die ganze Welt.
Von Elton John bis Fatboy Slim
Danach wurde Bell zum gefragten musikalischen Partner: Elton John (dem Bell auch Gesangtipps gab), Teddy Pendergrass, The Temptations, Johnny Mathis und Dionne Warwick, Lou Rawl, Dusty Springfield – alle klopften sie bei ihm an.
Auch wenn es später ruhiger um ihn wurde, wollten die Stars weiter mit ihm arbeiten. So produzierte und schrieb er auch für David Byrne, Joss Stone oder Fatboy Slim.
1975 wurde Bell mit dem Grammy als «Bester Produzent» ausgezeichnet – als erster in dieser neu erschaffenen Kategorie. Einen zweiten Grammy erhielt er 2017.
«Der grösste Schreiber und Produzent aller Zeiten»
Bell suchte nicht das Rampenlicht, er lebte trotz seines riesigen Erfolgs zurückhaltend. Ihm gehörte zusammen mit seinen Produktionspartnern das Gebäude, in dem «Philadelphia International Records» beheimatet war. Doch er war kein Teilhaber des Plattenlabels. «Ich bin unabhängig. Ich folge niemandem. Ich bin ein Anführer und die Person, die ich führe, bin ich selbst», sagte er.
Nile Rodgers (Chic, Daft Punk, Pharrell Williams) schreibt zum Tod von Thom Bell: «Er war der grösste Schreiber und Produzent aller Zeiten.»
Thom Bell hinterlässt seine Frau Vanessa und sechs gemeinsame Kinder.