Ernährungsberaterin klärt auf

Saftkuren und Proteinshakes boomen – so sinnvoll ist Nahrungsergänzung

· Online seit 21.04.2023, 18:58 Uhr
Schweizerinnen und Schweizer decken sich mit Sportnahrung, Saftkuren und Mittel gegen den Kater ein. Doch wie nützlich und wie gesund sind Nahrungsergänzungsmittel wirklich? Eine Ernährungsberaterin klärt die wichtigsten Fragen.
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In der Schweiz kaufen immer mehr Personen Nahrungsergänzungsmittel. Das zeigen Verkaufszahlen von Digitec Galaxus. Das Absatzwachstum hat sich im letzten Jahr fast verdoppelt. Dieser Trend startete bereits 2019 und erhielt während der Pandemie nochmals einen Schub.

Unter den beliebten Produkten sind Anti-Kater-Mittel, Saftkuren oder Sportnahrung wie Proteinpulver und Creatin. Doch braucht es all diese Produkte? Sarah Pritz beantwortet auf Anfrage der Today-Redaktion die wichtigsten Fragen. Sie ist Ernährungsberaterin beim Gesundheitszentrum Circles Health.

Lohnt sich eine Saftkur?

Die Wirkung von Saftkuren sei zu wenig belegt. Zudem enthalten die Säfte oft noch zu viel Fruchtzucker. «Die erhofften Effekte, die man sonst bei anderen Fastenkuren hat, ergeben sich bei einer Saftkur in der Regel nicht wie gewünscht», sagt Pritz.

Es mache aber Sinn, dass der Körper immer mal wieder Reizen ausgesetzt ist. Das könne man zum Beispiel mit einer fünftägigen Fastenkur erreichen. Pritz empfiehlt: «Ich lege den Leuten ans Herz, sich hier mit einer Fachperson auszutauschen.»

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Wirken Anti-Kater-Mittel gegen Kopfschmerzen & Co.?

Anti-Kater-Mittel könnten allenfalls einen Effekt haben, möglicherweise nur im Placebo-Bereich. Solche Mittel gegen den Kater enthalten höhere Mengen an Salzen, die Menschen infolge des Konsums von Alkohol verlieren. «Indem wir uns vor dem Zubettgehen Natrium, also Salz, zufügen, bleibt das Wasser besser im Körper gespeichert», erklärt Pritz. Dadurch haben Feiernde weniger Katersymptome am Morgen.

Laut der Ernährungsberaterin muss es aber nicht gleich ein solch teures Produkt sein: «Das kann man aber sonst auch relativ einfach machen, indem man zum Beispiel eine Bouillon trinkt, bevor man ins Bett geht.» Ausserdem empfiehlt sie vor dem Schlafen ein grosses Glas Wasser und ein kleiner Snack.

Ab wann ist Proteinpulver sinnvoll?

Ob Proteinpulver sinnvoll ist, könne man nicht generell beurteilen. Es gebe sicher auch Hobby-Athleten, die davon profitieren. Die Ernährungsberaterin sagt dazu: «Es macht keinen Sinn, nach dem Training einen Protein-Shake zu trinken und danach ein Znacht mit drei Eiern zu essen.» Mit den 20 bis 30 Gramm Protein aus den Eiern wäre der Muskel dann maximal versorgt. Anstelle von Whey-Protein, also tierischem Molke-Protein, würden Trainierende lieber ein Quark, Eier oder pflanzliche Eiweisse essen. Ausserdem komme es primär auf die Verteilung der Proteinmengen an.

Per se besser oder schlechter seien weder vegane noch tierische Proteine. «Wenn jemand viel Quark, Fleisch, Fisch oder Eier isst, macht es Sinn, mal ein pflanzliches Proteinpulver einzusetzen», empfiehlt Pritz. Die Sterblichkeit in einigen Regionen zeige zudem: Wo Leute anteilmässig mehr pflanzliche Eiweisse essen, gibt es eine tiefere Sterblichkeitsrate.

Was bringt Kreatin für Hobby-Sportlerinnen?

Weil Kreatin gut erforscht ist, ist es ein sicheres Supplement. Laut Pritz können Hobby-Sportlerinnen das also einsetzen. «Die Frage der Sinnhaftigkeit ist aber ein wenig dahingestellt», sagt sie.

Über die Steuerung des Trainings gebe es aber genügend Möglichkeiten, auch ohne Kreatin auszukommen. Es ist grundsätzlich ein sicheres Nahrungsergänzungsmittel. Man sollte sich aber an die vorgegebenen Dosierempfehlungen halten und sich bestenfalls vor der Einnahme beraten lassen.

veröffentlicht: 21. April 2023 18:58
aktualisiert: 21. April 2023 18:58
Quelle: Today-Zentralredaktion

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