«Love, Lena, Lucy»

Ich bin zurück AUF und UNTER Ralf!

· Online seit 25.05.2023, 16:00 Uhr
Lucys Herz ist ihrer Libido zum Opfer gefallen. Und Lena? Die hat mit einem 56-jährigen Verheirateten geschlafen. Lucy sollte deswegen schimpfen. Mit Betonung auf «sollte».
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Liebe Lieblingsfreundin

Haha. Ich sollte dir wüst sagen. Dich tadeln, dass du es da auf hoher See gewagt hast, mit einem (gefühlt) alten Mann zu schlafen, der auch noch verheiratet ist. Ich mein: WTF. Im wahrsten Sinn des Wortes.

Und nun zu meiner ehrlichen Einschätzung: Okay, es tut mir wirklich leid für seine Frau. Irgendwie. Andererseits ist es eine erwiesene Tatsache, dass so ein kleiner Seitensprung schon viele Ehen sexuell wiederbelebt hat. Sei, wies ist: für dich freut es mich. Du hattest 21 gute Minuten. Inkl. 2 Daquris und 1 Orgasmus. Und du bist Igor los. Alles gut. Und doch wild. Wohl wirklich clever, dass du bald von Board gegen wirst. Das sage ich, obwohl ich deine Eskapaden jetzt schon vermisse.

Apropos Eskapaden.

Du hast allen Grund, nicht stolz auf mich zu sein. Der Grund ist simpel. Nach zu vielen Drinks neulich im Ausgang schrieb ich Ralf. Dem Mann, der zurzeit für meinen grässlichen Liebeskummer verantwortlich ist.

You remember! Ich war schon als Schülerin in ihn verknallt. Er erwiderte meine Gefühle schon damals nicht. Und so tut er es auch jetzt nicht. Zu meinem Leidwesen.

Dabei hätte alles so Hollywood sein können. Wir trafen uns vor ein paar Wochen nach 20 Jahren an einem Klassentreffen. Es folgten sehr grandiose Nächte, Orgasmen, Sexting-Passagen. Bis ich ihm meine Gefühle gestand und er mir von seinen nicht amourösen erzählte.

Wir gingen getrennte Wege. Ich nahm die Abzweigung durch die Hölle. Bis eben neulich im Suff meine Libido mein Herz ausschalte.

Da Zürich ein Dorf ist, feierte Ralf in einem Club, der gerade mal 10 Minuten Fussweg von dem Schuppen entfernt war, in dem ich mich volllaufen liess.

Ich schrieb «Ich will dich sehen. Und fühlen. Und riechen. Und dann will ich, dass du kommst, dass ich komme. Und dann geh wieder. Aber jetzt gerade komm!»

20 Minuten später standen wir also da auf der Strasse. Wild knutschend und fummelnd. Auf dem Weg zu mir machten wir Halt in einem dunklen Innenhof, wo ich ihm den Blow Job seines Lebens schenkte. Sagte er.

Bei mir wars dann nur noch Himmel auf Erden.

Warum ist alles noch viel krasser und toller, wenn es quasi falsch ist? Während ich also auf Ralf drauf sass, um dann nur ein paar Minuten später unter ihm zu liegen, wusste ich, dass das gerade not good ist.

Aber mais bon. Und Yolo.

Normalerweise ging Ralf ja kurz nachdem er kam. Dieses Mal blieb er liegen. Wir wussten wohl beide, dass es vielleicht das letzte Mal sein würde, dass wir zusammen sind. Wir wollten es beide nicht beenden.

Also löffelten wir und schliefen ein. Mein Herz war ein einziges Konfetti-Fest.

Der nächste Morgen, es war ein Samstag, fühlte sich ebenfalls fantastisch an. Wir wachten auf, putzten rasch die Zähne, duschten, fielen übereinander her. Redeten, lachten, assen Frosties und schwärmten vom Rumgemache im dunklen Innenfof.

Dann musste er los.

Er verabschiedete sich mit einem langen Kuss. Und einem Griff an meinen Hintern.

Ach, Lena.

Ich hasse Ralf.

Ich liebe Ralf.

Liebe Grüsse,

Lucy, die Unbelehrbare

veröffentlicht: 25. Mai 2023 16:00
aktualisiert: 25. Mai 2023 16:00
Quelle: ZüriToday

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