«Love, Lena, Lucy»

Hello, ich Lucy bin offiziell uncool UND unsexy!

· Online seit 16.03.2023, 16:00 Uhr
Lena hat den ganzen Shit, im wahrsten Sinn des Wortes, verraten, den sie erleben musste. Derweil verdaut Lucy immer noch den Katzenpapi und beobachtet sich selber mal aus der Vogelperspektive beim Dating.
Anzeige

Lena, mein Herz,

Wir beklagen uns oft und viel und motzen über unsere Date, Typen, den Sex und all den Shit, den wir so erleben.

Apropos Shit: Ich komm nicht drüber hinweg. Nicht über den Schorsch Gaggi, der dir sein big Business gezeigt hat, um dich zu enthemmen. Und dich dann anal zu nehmen. Vielleicht ist die Story gar nicht so lustig. Ich kann aber seit ich sie gelesen habe, nicht aufhören zu lachen.

Ich bin jedenfalls sehr froh, dass wir uns über all das üble Dating- und Sex-Gedöns austauschen, weil wir deswegen wissen, dass wir sowas von fucking nicht alleine sind. Mein ganzes Singleumfeld (okay, es sind nicht mehr so viele) muss viele Frösche/Fröschinnen küssen, um eventuell doch mal zu richtig gutem Sex oder zumindest ein paar geilen Dates zu kommen.

Neulich sitze ich tatsächlich auf meinem Hometrainer. Du darfst/sollst an dieser Stelle gerne applaudieren. Während ich mir da einen abstrample, überlege ich mir, was denn eigentlich wirklich schief geht. Oder ist Zürich einfach das effizienteste Verhütungsmittel, das es gibt? Kann nicht sein.

Also schliesse ich einen Pakt mit mir. Drei Dates, an denen ich mich vor allem auf mich fokussiere.

Das geht so:

Ich öffne die gängigen Dating-Apps und swipe etwas toleranter nach rechts als im Normalfall (keine schlechte Idee).

Ich will mich mit den ersten drei Männern, mit denen ich matche, und die mich mit den ersten Zeilen nicht gerade vergraulen, treffen.

Tatsächlich schaffe ich es, die drei Kandidaten in eine Woche zu packen.

Gerne fasse ich für dich zusammen:

Der Montagsmann: Wir treffen uns in einer Bar, die fast leer ist. Wir spielen Dart, trinken ein Bier. Es ist voll okay. Es ist aber nicht mehr. Auch nicht weniger. Einfach halt okay. Nach 1,5 Stunden geht jeder seinen Weg. Wir melden uns nicht mehr beim anderen.

Der Mittwochsmann: Wir treffen uns auf einen Afterwork-Spaziergang beim Platzspitz. Ich hab Wein dabei. Er Nüsse und Oliven. Wir setzen uns an die Limmat. Wir verstehen uns plausibel. Manchmal ist es sogar ein bisschen lustig. Nicht sehr. Aber ein bisschen. Er würde nach zwei Stunden gerne was essen gehen. Er fragt halbherzig, ob ich mitkomme. Ich sag nein. Wir verabschieden uns. Und hören nichts mehr voneinander.

Der Freitagskandidat sieht super aus. Weiss er auch. Eloquent ist er ebenfalls. Und auch das weiss der Gute. Ich vermute, dass er mich vor einem anderen Date reingedrücken hat. Er schaut oft aufs Handy und auf die Uhr. Wenn er das nicht macht, textet er mich zu. Es geht um seinen beruflichen Status, um seine Sportkünste, um seinen Star-Status innerhalb seines Freundeskreises. Wir treffen uns um 19 Uhr. Um 20.40 Uhr verabschiedet er sich. Wir hören nichts mehr voneinander.

Jetzt könnte ich sagen, die Typen seien alle halt einfach … irgendwie nicht meins. Und das stimmt sicher auch. Was aber auch stimmt, ist: Ich bin nicht ihres. Und ich kanns ihnen nicht verübeln. Lena, ich habe hingeschaut, hab mich aus der Vogelperspektive beobachtet.

Ich bin maximal uncool und unsexy.

Ich habe mir null die Mühe gegeben, mich irgendwie einigermassen hübsch zurecht zu machen. Ich kam in Jeans und Turnschuhen mit Rossschwanz aus dem Büro. Hab nicht mal Lipgloss aufgetragen. Überflüssig zu sagen, dass ich mir auch die Beine nicht rasiert habe.

Und dann sass ich da. Die Männer waren mehrheitlich echt okay. Vielleicht hätte es richtig gut werden können. Aber ich kam nicht in Fahrt. Ich sass da. Hörte zu. Stellte kaum Rückfragen und erzählte auch nicht viel. Ich hab hie und da über Witze gelacht, die ich nicht mal lustig fand. Einfach, um meinem Gegenüber einigermassen ein gutes Gefühl zu geben.

Lena, ich war maximal uninteressant, uncool und unsexy. Ich war eine, die ich als Mann selber kein zweites Mal daten würde.

Und genau hier liegt der Hund doch begraben. Ich bin datingmüde. Ich mag nicht mehr zuhören. Mag nicht erzählen. Mag nicht mich wie bei einem Bewerbungsgespräch fühlen. Mag keine Männer bauchpinseln.

Nun frage ich mich, und ich frage dich, soll ich eine Männerpause machen oder sollen wir einfach eine Singleparty organisieren? So wie früher vor all den Apps? So richtig old school? Tanzen zu Dr. Dre, knutschen zu TLC?Ich stelle mir sowas wie einen Klassenfeez vor. Jeder Gast nimmt einen Single aus seinem Kreis vor. Rund 100 Leute. Gibt sicher mindestens 10 One Night Stands, 4 Affären, 2 Beziehungen und mindestens ein TLC-Baby!

Komm, wir machen das. Machen wir?

#keinemachtdendatingapps

Deine müde Lucy

veröffentlicht: 16. März 2023 16:00
aktualisiert: 16. März 2023 16:00
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch